Thursday, 15. June 2017

Autor: Susanne Rowley

Willkommen Katarina Barley in der Lebenswirklichkeit unserer 1-Jährigen

Initiative #Kitahelden lässt uns hinter die Kulissen des Kita-Alltags blicken!

Wer noch über einen Rest von Menschenverstand und Empathie in dieser Gesellschaft verfügt, der muss sich angesichts dieser Zeilen sofort die Frage stellen:

Wenn schon das Betreuungspersonal nur noch "irgendwie" überlebt, wie muss es dann erst unseren Allerkleinsten mit großen Bindungsbedürfnissen in diesem Chaos gehen.

Ich stelle Ihnen diesen Bericht von Andreas Ebenhöh im Original ein.

Lesenswert!

Andreas Ebenhöh - WissenSchafft Verbindung #Kitahelden

Zitat Andreas Ebenhöh:

>> Montagmorgen…
40 U3 Kinder und 25 Ü3 Kinder werden bis 09:00 Uhr in der Kita Musterberg eintreffen!
Eigentlich würden diese Kinder (laut Personalschlüssel) von 10 Kollegen/innen und einer Auszubildenden betreut, begleitet, gefördert und beschützt werden. Doch heute - wie an den meisten Tagen in all den Jahren – fehlen in der Kita Musterberg drei Kolleginnen auf Grund von Urlaub und Krankheit.
Ab 7:00 Uhr
treffen also langsam die ersten Eltern ein und übergeben (mit dem ein oder anderen persönlichen Anliegen) der einzigen Kollegin im Frühdienst (die zweite Kollegin ist krank) nach und nach ihre Kinder. Es sind - wie so oft - die Jüngsten (Kinder zwischen 6 Monaten und 1,5 Jahren), die als Erstes kommen und um 08:00 Uhr sitzen bereits 15 U3-Kinder um eine tröstende, singende, lachende, wickelnde, vorlesende und zuhörende Erzieherin, die noch keine Gelegenheit hatte, die anderen Gruppen vorzubereiten, geschweigen denn, die Gruppenwägen zu bestücken oder das Obst und Gemüse zu schneiden.
Um 08:00 Uhr
kommt die zweite Kollegin und endlich schafft es die erste Kollegin auf die Toilette (auf der Toilette wünscht Sie sich nach Hause oder auf eine Insel im Südpazifik). Die zweite Kollegin seufzt und fragt sich liebevoll lächelnd, wann Sie ihren Dienst mal in Ruhe beginnen kann.
Der dritte Kollege trifft ein
…es ist 08:30 Uhr und es sind bereits 30 weinende, lachende, streitende, schreiende, spielende, traurige und fröhliche Kinder in der Frühgruppe…Kinder mit Sprachauffälligkeiten, Opfer häuslicher Gewalt, Entwicklungsverzögerungen, Behinderungen, mit Sehnsüchten, Ängsten und Sorgen, mit dem Wunsch nach Geborgenheit, Wertschätzung und Liebe. Kinder, die sich auf ihre einzigartige Art und Weise entwickeln wollen und dafür Bindung, Zeit und individuelle Begleitung brauchen!
09:00 Uhr
…in der Ü3-Gruppe sitzt der Kollege (innerlich niedergeschlagen…während Hals und Nase mal wieder brennen) im Morgenkreis mit hustenden und niesenden Kindern und berichtet, dass der geplante Waldausflug für heute nicht stattfinden kann, da seine Gruppenkollegin in der Krippe aushilft.
In einer U3-Gruppe sitzt ebenfalls nur eine Kollegin (die Andere ist im Urlaub) mit 10 Kindern am Frühstückstisch. Während Sie das 6 Monate alte Kind füttert, streiten zwei Jungen am Tisch und werfen die Teller runter. Ein Mädchen weint verzweifelt und ein anderes braucht dringend eine neue Windel. Ein zehn Monate alter Junge wirft derweil die Teekanne um…während er an den Haaren seiner Nachbarin zieht!
Eine U3-Gruppe weiter
findet eine Eingewöhnungen statt…jedoch begleitet von Kolleginnen, die weder in diese Gruppe gehören, noch das Erstgespräch geführt haben oder mit den gruppeninternen Ritualen vertraut sind. Eine von Ihnen ist die Ü3 Kollegin, die heute lieber mit ihrer Gruppe im Wald wäre und sich ironisch denkt: “Ich hätte Bürokauffrau werden sollen!“
Das Elterngespräch für 17 Uhr sagt sie zum zweiten Mal ab, da Sie den Spätdient bis 17:00 Uhr übernimmt!
In dieser Woche – wie in so vielen Wochen –
fallen noch zwei weitere Elterngespräche, sowie die Gruppenvorbereitungszeiten und Entwicklungsdokumentationen aus. Die Angestellten der Kita Musterberg sehnen sich nach dem Wochenende…obwohl sie am Wochenende meist krank im Bett liegen, da Eltern ihre kranken Kinder unbeirrt in der Kita abgeben.
Dienstagmorgen…07:30 Uhr!
Eine weitere Kollegin meldet sich krank! Die Devise: „Überleben…und irgendwann zerbrechen“!
7 Kolleginnen...für 40 U3 Kinder und 25 Ü3 Kinder…bei Öffnungszeiten von 07:00-17:00 Uhr!
Das ist keine Ausnahme, kein Versehen, keine organisatorische Fehlplanung oder fehlende Leidenschaft für diesen wunderbaren Beruf!
Und bitte sparen wir uns Debatten über Zeitmanagement, Überlastungsanzeigen und Co.
Beschissene Rahmenbedingungen werden nicht besser, nur weil wir lernen sollen, besser damit umzugehen!!!
Das ist Alltag in 85 % der 51.000 Kindertagesstätten in Deutschland!
Ein Alltag, der nicht nur von der Politik gesetzlich verabschiedet wurde, sondern als ausreichend und bildungsorientiert verkauft wird! Und die Medien berichten von Cyberattacken, Trump und der Maut! <<

Zitat Ebenhöh Ende

Da dieser Artikel voll und ganz für sich spricht, liebe Leserinnen und Leser, enthalte ich mich eines Kommentares.

Herzliche Grüße

Ihre Susanne Rowley

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