Thursday, 24. December 2020
Wigwam Gedanken zum Jahresausklang
In der Krise zeigt sich, ob ein Fundament trägt.
Liebe Wigwam Freunde,
Das Jahr geht zu Ende.
Es war ein sehr ereignisreiches, lehrreiches und nicht ganz einfaches Jahr für uns und alle Familien. Mein Blick auf die bestehenden Missstände in der frühkindlichen Familienpolitik hat sich dieses Jahr noch einmal geschärft.
In Krisenzeiten zeigt sich, ob ein Fundament trägt.
Unseres trägt nicht nur, es hat sich gefestigt.
Im Verlauf der gesamten Corona Krise ist es uns bislang gemeinsam mit unserem hoch engagierten Kindertagespflege Team gelungen, alle gewachsenen Elternpartnerschaften in gemeinsamer Entscheidung füreinander geschlossen aufrecht zu erhalten.
Dies verdanken wir
einerseits der Tatsache, dass wir unsere frühkindlichen Kinderstübchen hoch familiär, klein und beschaulich halten, aber vor allem auch der großen Solidarität aller Wigwam Eltern, die sich zum Schutz unserer Gemeinschaft an alle Regeln zum Wohle ihrer Kinder und unserer Pädagoginnen gehalten haben.
Mit kreativen Lösungen ist es uns und allen Eltern gelungen, die Aufbauleistung unserer Kinderstübchen, in die Monate und Jahre investiert wurde, zu keinem Zeitpunkt zu gefährden. Im Gegenzug fanden und finden Eltern, die keine stützende Großfamilie in greifbarer Nähe haben, bei uns Halt und eine zuverlässige Gemeinschaft, auf die sie bauen können. Unseren Allerkleinsten konnten wir weiterhin ihren liebgewonnenen familiären Alltag bieten mit ihren kleinen Tageskinder Freunden, auf die sie sich jeden Morgen freuten.
Wir blenden ihn nicht aus,
den Virus.
Wir haben "angenommen“, dass er in die Welt gekommen ist. Wir sprechen über ihn, wir malen ihn, wir basteln ihn. Und wir erzählen einander, dass er draußen in freier Natur „ja gar nicht soweit springen“ kann.
Wir sind zusammen gerückt,
haben uns von untauglichen Herangehensweisen getrennt, neues, Kreatives Willkommen geheißen. Wir tauschen uns über Ängste aus, finden Trost und hegen das Gefühl, zu keinem Zeitpunkt alleine zu sein. Wir spürten immer, dass wir eine gute Gemeinschaft sind. Aber es ist schön zu erleben, dass sie sich nun auch in schweren Zeiten bewährt.
Mit jedem neuen Wigwam Jahr
rechtfertigt sich der Gründungsgedanke einmal mehr. Unsere Tagesmütter und -väter hauchen der Philosophie nicht nur Leben ein, sie verkörpern sie schon, wenn sie als Neu Anwärterinnen zu uns stoßen, weil sie entschlossen die Institution Kita verlassen haben. Ihre innere Haltung ist es, die Eltern einen völligen Perspektivenwechsel auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht, und ihnen zeigt, ich kann mich für mein Kind und für meinen Beruf entscheiden. Unsere Fachkräfte sind glücklich, leben unsere Eltern vor, dass sie selbst wieder das tun, wozu sie einst angetreten sind. Und auch sie vereinbaren dabei Familie und Beruf.
Wenn stimmt, was Sie auf unserer Homepage in meinem Gründungstext finden, nämlich, dass "Erziehung Beispiel & Liebe ist, sonst nichts", (*Friedrich Fröbel), kommt all das am Ende des Tages auch bei unseren Wigwam Kindern an. Kann der Ball runder sein?
Die Pandemie
hat das bisher größte Schlaglicht auf die Missstände in den frühkindlichen Institutionen geworfen und zeigt deutlicher als je zuvor:
Niemals kann Institution Familie ersetzen.
Sie ist Verrat an der frühen Kindheit, seit sie sich anschickte, zugunsten einer vermeintlich größeren gesellschaftlichen Akzeptanz sich einen geborgenen und bildenden Anstrich zu geben, statt zu sagen, was sie ist. Sie war noch nie mehr, als eine bloße Verwahranstalt, erkoren für die freie Wirtschaft. In Ministerien, Kommunen und Trägerschaften verzapfen sie tote Regeln und stumpfe Verordnungen, die den Anschein vermitteln sollen, für "Kindeswohl" sei gesorgt. Hehre Begrifflichkeiten, wie "Elternpartnerschaft" und "Partizipation", sollen den Eindruck von Zugewandtheit und hohem Bildungsanspruch erzeugen. "Gute Kita Gesetze" und "Zukunftsgesetze" sind weder gut, noch für die Zukunft geeignet, sondern zeigen einmal mehr:
Wenn schon nichts drin ist im familienpolitischen Überraschungspaket, muss es wenigstens außen drauf stehen.
Das alles ist Brot für's murrende Volk.
In der Realität ist ständig der Ofen kaputt und Unterbesetzte und Unterbezahlte Mühen sich bei 120 Dezibel ab, ihren eigenen Ansprüchen zu genügen, die unerfüllbar sind, weil das System selbst der krankmachende Faktor ist. Noch hoffen politisch Verantwortliche, dass alle, die sich in diesem kranken System bewegen, und/oder sich seiner weiter bedienen möchten, sich schon irgendwie fügen werden.
Ich bin mir da nicht mehr so sicher..
Sicher ist, Basis und Verantwortliche werden Gegner bleiben, wobei anzumerken ist, dass da in Wahrheit nur einer kämpft. Und das auf ziemlich verlorenem Posten, denn die Verantwortlichen haben den Ring noch nie betreten.
Wie es aktuell jenen in den Institutionen "Verhafteten" geht,
zeigen die vielen Foren und Initiativen, in denen sich die verheizte Fachkraft Basis aktuell engagiert und an die Obrigkeit wendet.
Und zwischen all dem realen Lärm und fürchterlichem politischen Getöse klemmt es.
Irgendwo.
Das Kind.
Das Süppchen der "Fremdbetreuung" versus "Zurück an den Herd" wird wieder aufgewärmt.
Nur diesmal wird es eine neue Zutat geben. Das Licht fällt in Pandemie Zeiten auf die gut ausgebildete Kleinfamilie von heute, die offen-sichtlich nicht in der Lage ist, ihre Kinder im Home Office selbst zu betreuen. Die Rabeneltern sind schuld. Nicht das System, in dem sie alle irgendwie ihr Auskommen suchen.
Es war schon immer so. Lässt sich am System nicht rütteln, kratzt die Basis sich die Augen aus.
Wir haben das schwarz-weiße Schlachtfeld der Betreuungsbefürworter und -gegner schon bei Wigwam Gründung verlassen, weil es unter unserem Dach keine "Fremdbetreuung" gibt.
Wir sind nicht fremd. Und unsere Eltern sind nicht fremd.
Wir öffnen jeden Morgen vertraute Türen zum Wigwam Dorf, das es braucht, damit unsere Allerkleinsten geborgen aufwachsen dürfen.
Mit dem Jahr 2021 gehen wir auf das 28. Wigwam Jahr seit Gründung zu.
Und es wird mehr denn je unter dem Motto stehen:
Familien finden Familien
Im neuen Jahr werden hoffentlich wieder Neuanwärterinnen und Neuanwärter zu uns stoßen, denn Wigwam möchte sein Pädagogen Team nochmals erweitern. Einerseits werden wir für unsere Wigwam Eltern neue, spannende, kreative Konzeptionen in unseren Kinderstübchen anbieten. Andererseits freuen wir uns sehr darauf, wenn neue Fachkräfte, die den Absprung aus der Massen Institution gewagt haben, mit strahlenden Augen ihre ersten Wigwam Eltern empfangen und feststellen, ich werde wertgeschätzt.
Das Jahr 2021 wird auch für uns ein weiteres intensives Jahr im Einsatz für Forschung, Wissenschaft und Medizin.
In der Krise war und ist es ein gutes Gefühl, diesen Berufssparten fest zur Seite zu stehen. Und ich bin heute in der Rückschau dankbar, im Jahr 2018 diesen neuen Weg eingeschlagen zu haben. Es war nicht ganz ohne Risiko für Wigwam, die alten, sicheren Pfade zu verlassen, denn ich musste zunächst die gezielte Entscheidung treffen, andere, gewohnte und auch lieb gewonnene Türen bewusst hinter mir zu schließen.
Alle Pädagoginnen und motivierten Tagesmütter und -väter möchten wir weiterhin anhalten:
Bewerben Sie sich bei uns!
Wenn Sie Ihrem bisherigen institutionellen Kinderbetreuungsleben eine entscheidende Wende geben möchten, tun Sie es jetzt, bevor die Freude am Beruf sie verlässt oder die Gesundheit sie zum Aufhören zwingt. Stehen Sie jetzt ein für Ihre Werte, die Ihnen wichtig sind. Tun Sie jetzt etwas für sich, um die Freude an ihrem Beruf wieder zu erlangen. Dann tun Sie gleichermaßen etwas für Eltern, die sich bewusst für die Kindertagespflege zum Wohl ihrer Kinder entschieden haben.
Es erwartet Sie eine tolle Gemeinschaft.
Im Frühsommer 2021 plant Wigwam einen neuen Film.
Dieses Mal liebe Eltern, liebe Tagesmütter und -väter werden Fachkräfte zu Wort kommen, und unseren Eltern und Neu Anwärterinnen einen filmischen Einblick darüber gewähren, warum unsere Gleichung:
„Glückliche Pädagoginnen = glückliche Eltern = glückliche Kinder“ im Wigwam immer aufgeht. Seit 1994.
Liebe Wigwam Freunde, genießen Sie bewusst die Weihnachtsfeiertage, auch wenn es völlig andere Tage werden als gewohnt. Und wenn Sie gesund sind, freuen Sie sich darüber. Viele Menschen haben dieses Glück nicht mehr.
Aus jeder Krise hat die Menschheit etwas mitgenommen. Und jeder dunklen Nacht folgt irgendwann der helle Morgen. Daran glaube ich. In der Rückschau, die es hoffentlich bald geben kann, werden wir erst Schritt für Schritt erkennen, was diese Krise wirklich mit uns allen machte...
Es grüßt Sie zum Jahresausklang.
Susanne Rowley