Wednesday, 23. November 2016
Von gestrigen Politikern, die in social media modernen Bürgern begegnen. Fail!
social media ist keine Einbahnstraße und keine Plakatwand, an die man seinen Senf kleben kann.
Liebe Politiker,
Entweder Sie posten und lassen sich ein. Oder sie versuchen sich erst gar nicht auf dieser Plattform! Politikbetrieb von gestern hat selten bis nie "eine Antwort" für den Bürger von heute! Hier: #ManuelaSchwesig postet. Ein Sturm bürgerlicher Entrüstung bricht los. Und dann hüpft sie schweigend von dannen. Vom Zorn der Unerhörten und Ungehörten. (Ich gehöre zu den Ungehörten!)
Liebe Wigwam-Freunde, vielleicht hat der ein oder andere das Video von Manuela Schwesig gesehen.
Dann betrachtet doch mal bitte die 479, die ihn geteilt und jene 111 Personen, die ihn mit Urgewalt kommentiert haben. Wir kennen ihn alle längst, den unbändigen Hass, der sich tagtäglich in den Medien vorrangig über unsere Volksvertreter ergießt.
Ich möchte jetzt kein Plädoyer für mehr Anstand im Netz halten,
und schon gar nicht fühle ich mich berufen, Ursachen des teils individuell motivierten Hasses näher zu beleuchten. Mir ging vielmehr durch den Kopf:
Ob das Ministerium wirklich glaubt, hier gute Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, wenn die Resonanz eine solche ist?
Da pinnt also eine Familienministerin ein an sich ehrenwertes Thema an die Wand. Und geht. Ohne ein Wort. Sie lässt den Komplett-Verriss kommentarfrei über sich und das Ministerium ergehen. Was ist das? Ist das der gescheiterte Versuch eines Volkskontaktes, der in Zeiten von social media Pflichtübung ist? Liest irgendeiner aus dem Ministerium, was da im Einzelnen kommentiert wurde? Und wenn ja, wird es als Unverständnis der Gesamtzusammenhänge interpretiert oder wird verstanden, dass das Volk damit begonnen hat, reale Ergebnisse von Politik abzuprüfen? Analysieren Ministerumsmitarbeiter den zum Hohn verkommenden Gesamteindruck, der aus solchen Aktionen entsteht?
Auch ich
habe im Medium Twitter darunter geschrieben:
"Solange das epidemische Ausmaß von Kindesmissbrauch in D nicht zur Chefsache wird, kann ich den Aufruf nicht ernst nehmen".
Mal davon abgesehen, dass Digitalisierung überfallartig dazu geführt hat, dass Otto Normalverbraucher sein Verständnis von Demokratie lautstark, öffentlichkeitswirksam und leider auch stellenweise verbal völlig daneben an der Basis sofort ausüben kann, so als ob wir beschlossen hätten, dass Autofahren ab sofort auch ohne Führerschein möglich ist, muss man feststellen: Die da oben haben politisch keine Antwort darauf - sichtbar im Post - denn auch da antwortet keiner. Für mich ein Sinnbild für den Nicht-Kontakt zwischen Bürger und Volksvertretern!
Bei aller Kritik an der Form der Äußerungen:
Nie war uns die Bevölkerung und ihre Befindlichkeiten näher als heute. Politik könnte sich Meinungsumfragen schon beinahe sparen, fingen sie an mit dem Volk zu kommunizieren. Tun sie das nicht, mag man ihnen nur noch raten: Dann posten sie bitte nichts!
Mit social media umzugehen,
sollten unsere Volksvertreter ganz schnell lernen. Und nicht nur das. Sie sollten es richtig nutzen. Aus allen Hass-Kommentaren, die ich in Sachen Familienpolitik in den letzten Monaten gelesen habe, schwingen klare Kernthemen mit, die nach Resort übergreifenden Lösungen geradezu schreien.
Und damit sind wir beim System.
Kürzlich las ich einen überaus klugen Ausspruch eines Bloggers:
Politikgeschehen, samt ihrer Sitzungen, Ausschüsse und gestoppten Redezeiten ist so ziemlich das Veraltetste, was in unserer modernen Gesellschaft noch zu finden ist. Volle Zustimmung. Vom Amtsschimmel, der sich in den kommunalen Stuben längst eines Seltenheitswertes rühmen sollte, über Be-Amte, die vom Dienst am Bürger zugunsten ihres persönlichen Machterhalts immer noch wenig halten, bis hin zu Ministerien samt ihrer Strukturen, die doch tatsächlich immer noch im guten Glauben regieren, nur für ihr ureigenes Themenfeld verantwortlich zu zeichnen, kann man nur müde konstatieren: Ihr seid allesamt von Gestern!
Die Gesellschaft von heute wird von einem System von gestern regiert.
Und in dem sich Manuela Schwesig in Youtube Marnier vor die Kamera stellt und einmal in der Woche einen "Filmischen" ablässt, glaubt sie modern und bürgernah zu sein.
Hey ganz ehrlich: FAIL. FAIL. FAIL.
Das gilt für sie und für viele andere. In Zeiten, in denen das Schwerpunktthema Familie und Kinder real zum reinen Wirtschaftsfaktor degradiert wurde, bleiben die Themen Kinderrechte, Kinderarmut und Vereinbarkeit scheinbar heimelig im Familienresort verkankert. Um noch irgendwie glaubwürdig zu sein, sollten Frau Schwesig und Frau Nahles ganz schnell und ganz oft einen trinken gehen.
In Zeiten,
in denen der epidemische Kindesmissbrauch nicht nur die Leben der Kinder von heute zerstört, sondern die Missbrauchten von gestern aus Institution und Familien noch immer vergeblich um ihre Rechte kämpfen, haben wir es mit einer Familienministerin, einem Gesundheitsminister und einem Justizminister zutun, die sich vermutlich nur dann begegnen, wenn Kabinettsitzungen es unvermeidbar machen.
Während
die Odenwaldschule von wenigen Engagierten, heute völlig Ausgelaugten mit Preisen Abgespeisten Einzelkämpfern zum Stilllegen gezwungen wurde, die Domspatzen nach jahrzehntelangem Kampf einen Teilsieg errungen haben, kämpfen vergangene und aktuelle Heimopfer (Korntal) weiterhin vergeblich um Gehör. Während der ohne jegliche Befugnisse an den Start gegangene Missbrauchsbeauftragte Plakate in Schulen aufhängt, an denen schon bald nicht mehr, als nur der Zahn der Zeit nagen wird, darf Kirche weiterhin den Staat im Staate mimen, und mit der Zukunft unserer Gesellschaft – den Kindern – verfahren wie sie will.
Während
die neue Losung „Bildung“ als neues Heilsversprechen für eine scheingerechte Teilhabe von Familien ausgegeben wurde, rüstet sich die Heerschar von Psychotherapeuten für eine neue Welle von Bindungsgeschädigten, die da kommen werden. Während der versierte Teil der freien Wirtschaft sich anschickt, mithilfe neuer Super Coaches das Powernapping-Glück samt Tischtennis in der Mittagspause an den geplagten Arbeitnehmer heranzutragen, damit er bleibt, wofür er angeworben wurde, und damit das Wohlfühlen bei der Arbeit in wirtschaftlichem Interesse schon wieder pervertiert, erstickt und vereinsamt die modern-konstruierte Kleinfamilie OHNE Netzwerk. Papa Mama Kind gehen vor die Hunde, weil da niemand mehr ist, außer die regelbehaftete Übermacht an zahlreichen Institutionen, denen sie sich tagein tagaus ohnmächtig und überfordert gegenüber sieht.
Liebe Politiker.
Nicht posten. Oder: Erst denken, dann posten. Oder noch besser: Erst denken, dann Posten und dann am konstruktiven Bürger-Ball bleiben!
Es gibt ganz viel zu lernen aus dem Zorn der Unerhörten und Ungehörten.
herzlich
Eure Susanne Rowley / eine der Langzeit-Ungehörten!
wigwam.de
In diesem Sinne mal reinhören in das Video von Frau Schwesig und abprüfen, wie Sie sich mit dem umtriebigen Standard Wochenvideo wirklich gefühlt haben! FAIL!