Tuesday, 15. April 2014

Autor: Susanne Rowley

(M)ein neues Dilemma - auch Zwickmühle genannt

Das verlassene Kind.


www.youtube.com/watch

(M)ein neues Dilemma

das ich zunehmend verspüre, sehen sie just gerade heute, denn ich blogge erstmals seit Gründung von Wigwam und auch dem Bestehen dieser Seite hier ein Interview, geführt von Maria Steuer, (Initiatorin des bekannten Familiennetzwerkes und ausgewiesene Gegnerin einer frühen außerhäusigen Betreuung) – im überaus hörenswerten Gespräch mit dem Pädagogen Wolfgang Bergmann, kurz vor seinem Ableben, der auch den Namen "Advokat der Kinder" trägt (ein wunderbarer Name)..

Ein Dilemma wird umgangsprachlich auch Zwickmühle

genannt, weil das Ergebnis der Wahl zwischen 2 Wegen in beiden Fällen zu einem unerwünschten Resultat führen kann. Nun könnte ich dazwischen erstarren, aber nur, wenn ich glauben würde, dass mir nur die Wahl zwischen 2 Möglichkeiten bliebe.

Ich bin ein klarer Verfechter FÜR Vereinbarung von Familie und Beruf, aber GEGEN die Art und Weise des Ausbaus, wie er stellenweise geschieht.

Betrachte ich aber welche katastrophalen Ergebnisse der Ausbau hervorbringen kann, und bedenke ich dann noch dazu, dass schon sehr bald KEIN HAHN mehr danach krähen wird, dass auch 1-jährige sich in diesem Förderdschungel wie selbstverständlich werden bewegen müssen, sehe ich zunehmend ein Dilemma auf mich zukommen.

Warum?

Weil ich nun über 20 Jahre ziemlich genau wusste, wo ich hin gehöre, und mich nun ernsthaft fragen muss, ob ich da noch richtig bin! Ich fühle mich also hier UND da nicht mehr zu Hause, denn ich stelle noch deutlicher als je zuvor fest: Die Lagerdiskussionen haben uns fest im Griff! Bislang wird sie vorrangig ideologisch wahrgenommen zwischen erwerbstätigen und nicht erwerbstätigen Eltern. In Wahrheit aber findet sie noch auch wo ganz anders statt - nämlich in der Kinderbetreuung selbst.

Die Diskussion also, die mir angeblich nur 2 Wege offen lässt:

1) Den der Bindungsforscher, die dafür plädieren, dass Kinder ausnahmslos die ersten 3 Jahre zu Hause betreut werden sollen, und

2) den der Ausbau-„Fach“leute, die Betreuung und Erziehung in staatlicher Form outgesourct sehen wollen.

Ich stehe offensichtlich mehr als je zuvor allein

auf weiter Flur, denn ich bin für einen guten Ausbau aber nur mit einer hohen Qualität in Sachen Bindung und Betreuung und erst dann befürworte ich Bildung und Förderung im großen Stil.

Beides sehe ich auch in einer qualitativ hochwertigen Kindertagespflege erfüllt, die aber weiterhin nur ein Schattendasein führt. Für mich stellt sich nun zunehmend die Frage, wie gehe ich mit dieser neuen Entwicklung um. Ich wünsche mir, dass neue Blickwinkel und neue Themen den Weg frei machen für eine

3. Möglichkeit, insbesondere für die Allerkleinsten, Familie + Beruf zu vereinbaren.

Und das sage ich auch vor dem Hintergrund

einer übergeordneten Entwicklung, die wir gesamtgesellschaftlich beobachten müssen: Durch den Lebens- und Arbeitswandel in unserer Gesellschaft kommt es mehr und mehr dazu, dass wir sowohl am Lebensanfang als auch am Lebensende aus natürlichen Gemeinschaften zwangsweise herausgelöst werden; als Baby gehen wir im Großgruppen-Förderwahnsinn unter, und als alter Mensch werden wir im Minutentakt gekämmt, gewaschen und abgerechnet!

Ich möchte so nicht geboren werden, und ich möchte so nicht sterben!

Es gab sie doch mal die Großfamilie, in der der natürliche Generationen-Betreuungsvertrag noch funktionierte; Alt war für Jung da – und später Jung für Alt. Wir nahmen als junger Mensch etwas auf und gaben es als alter Mensch weiter.

Ich sehe mich also nach so vielen Jahren einer neuen Front gegenüberstehen.

Ich bin nach wie vor dabei, der Kindertagespflege innerhalb der Betreuungslandschaft mehr Gehör verschaffen zu wollen, und gleichzeitig sehe ich 2 Lager einander gegenüberstehen, die nicht einander gegenüber stehen müssten, würde der Ausbau kindgerecht und weniger einseitig von statten gehen. Die eigentliche Kritik, die es zu üben gilt, ist also nicht Ausbau oder nicht Ausbau, sondern wir sollten wieder den Mut haben, auszusprechen, was wir doch alle schmerzlich vermissen: Und das sind Komponenten wie Liebe und Zuwendung für deren Notwendigkeit ich überhaupt keinen Fachmann befragen muss; aber viele sprechen im Außen nur noch von Bildung und Förderung und alle vermissen im Inneren das andere.

Aus tiefstem Herzen möchte ich mich abwenden von dieser Entwicklung, die ja erst begonnen hat, und es erfüllt mich auch mit Traurigkeit, dass wir abstrakte Quoten benötigen, um das zu erkennen. Und – ich habe große Sorge, dass diese Entwicklung nur Wasser auf die Mühlen derer sein wird, die die „gute Mutter“ wieder zu Hause sehen möchten.

Es ist wirklich nicht mehr einzusehen,

dass die Kindertagespflege die 2. Wahl sein sollte – schauen wir uns jene Entwicklungen an, die die Bertelsmann-Studie (ich hab sie weiter unten eingestellt) darlegt. Eine gute KTP hat alles, was Kleinstkinder brauchen – und sie hat es von daher verdient, auf Augenhöhe gesehen zu werden.

Wir haben:

eine enge Bindung an die Bezugsperson/Eltern, wir haben liebevolle Zuwendung und Betreuung, wir haben eine familienähnliche Geschwistersituationen, also die Kleinstgruppe, in der Sozialverhalten geübt werden kann, wir haben Jung und Alt beisammen, wenn wir das möchten, wir haben ausreichend Bildungs-, Erziehungs- und Förderangebote, wir haben Partnerschaft zwischen Eltern und Pflegeeltern, also

ein Bündnis für das Kind - das gute alte "afrikanische Dorf", das notwendig ist, um... wir haben flexible Zeiten. Wir haben alles!

Herzliche Grüße

Susanne Rowley

Wigwam 1994
Anerkannte Bildungseinrichtung
55583 Bad Kreuznach
06708 . 660636 . Mo – Do
info_at_wigwam.de

Termine nach Vereinbarung
Vereinbarkeitsberatung für (werdende) Eltern & Mitarbeiterfamilien in Kooperation Unternehmensbegleitung für PädagogInnen in professioneller Kindertagespflege

Vertragspartner in Kooperation
für Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Bereich Forschung, Wissenschaft und Medizin
BioNTech SE Mainz
Universitätsmedizin Mainz