Saturday, 18. May 2013

Autor: Susanne Rowley

Lokale Familienbündnisse

- ich klick' mich mal so durch.


Mein heutiger Artikel steht unter dem Motto:

Ich klick mich mal so durch...klicken Sie mit

auf der Suche nach handfesten Ergebnisse.

Immer wieder erreichen mich Newsletter des Bundesministeriums für Familie in denen zu lesen steht, welche großartigen Aktionen in Sachen „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ am laufenden Band so stattfinden und suggerieren mir eifrige Betriebsamkeit an allen Fronten.

Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich mir die gesammelten Werke und Aktionen näher vorknöpfen möchte; also gehe ich den Links und hehren Texten eifrig hinterher.

Ich lese also gerade:

DIHK-Präsident Eric Schweitzer und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder eröffneten den Unternehmenstag "Erfolgsfaktor Familie 2013" - Die vielfältigen Modelle betrieblicher Kinderbetreuung stünden im Mittelpunkt des diesjährigen Unternehmenstages, den die beiden kürzlich in Berlin eröffneten. Beide werben dafür, dass Unternehmen ihre Beschäftigten verstärkt bei der Kinderbetreuung unterstützen und damit einen Beitrag zum Ausbau der Kinderbetreuung leisten.

Weiterhin lese ich Auszüge aus der Rede die Kristina Schröder anlässlich dieses Tages gehalten hat und denke wie immer, spektakuläre Aussagen, die wir so noch nie gehört haben ;-):

>> Der Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes ist von zentraler Bedeutung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zumal dadurch nicht nur Eltern profitieren, sondern auch die Arbeitgeber. <<

Bevor ich mich der Suche nach dem konkreten Veranstaltungsinhalt und vor allem dem noch spannenderen –ergebnis mache, folge ich zunächst den Links, die noch in eben diesem Newsletter zu finden sind, und klicke ich mich mal rein beim www.erfolgsfaktor-familie.de. Auf dieser Seite werde ich u.a. darüber informiert, welche Befragungen das Familienministerium so initiiert und stoße auf eine Umfrage in Migrantenunternehmen. Das zu lesende Ergebnis ähnelt leider dem, was wir schon kennen – auch ausländische Unternehmen haben Mitarbeiter, die Familie + Beruf vereinen wollen. WOW! Weiter lese ich, dass selbst Krankenhäuser den gleichen Bedarf anmelden. Doppelwow! Ich erfahre weiter, dass betriebliche Kinderbetreuung „voll im Trend“ liegt und bin weiter gespannt.

Ich bin tapfer und klicke mich weiter durch,

und schnell lande ich bei meinem Lieblingslink, der mich zu Gleichgesinnten führen soll: „Lokale Bündnisse“. Ich stelle mir darunter ein großes Netzwerk vor, von maßgeschneiderten Angeboten, die sich tatkräftig zusammengeschlossen haben, Großes zu bewirken. Ich möchte wissen, wo überall solche Bündnisse zu finden sind, und werde zu einer Deutschlandkarte geleitet, die ohne Ortsangaben massenhaft rote Punkte auf weißem Grund wiedergibt. Etwas enttäuscht lande ich auf einem neuen Button, der mich dazu auffordert nachzuschauen, wie man denn ein solches Bündnis gründet:

Da steht, wie ich das hinkriege – und das geht so:

1. Ich soll selbst initiativ werden und Informationen streuen – also Interessenten suchen

2. Ich soll ein Team ausbauen und Ideen untereinander austauschen

3. Dann soll ich Planungstreffen durchführen, in denen ich das inhaltliche und organisatorische Fundament lege

4. Dann soll ich mich sichtbar zeigen und dem bundesweiten Bündnis beitreten 5. Danach muss ich das Netzwerk nachhaltig (mein Lieblingswort) managen und Partner binden und Projekte voranbringen.

Ich bin also jetzt voll im Bilde und suche nach Lokalen Bündnissen, die es in meinem Umfeld schon gibt. Das erste wonach ich jetzt suche ist das Bündnis in meiner Heimatstadt Bad Kreuznach; ich finde auch den Link, aber ups der ist "broken“ hier komme ich also nicht weiter. Ich gebe noch nicht auf und google nach Lokalem Bündnis Mainz. Und nein, Sie glauben nicht, was ich da gefunden habe. Beim Stichwort Kinderbetreuung werde ich ans Jugendamt der Stadt Mainz verwiesen. Wenn ich einen Babysitter suche, bekomme ich Vorschläge von betreut.de oder hellokitty.gedöns und wenn‘s doch ein Aupair sein soll, ist der Link zum Arbeitsamt nicht weit. Natürlich werden mir die Kitas auch angeboten und ich erhalte die betreuenden Grundschulen aufgelistet.

DAS ist also das lokale neue Bündnis, dass es vorher nicht gegeben hat.

Ich kehre also zurück zu der o.g. Veranstaltung, denn ich möchte unbedingt wissen, was auf dem o.g. Thementag für Unternehmer wirklich besprochen wurde. Nach ein bisschen Sucherei finde ich die pdf zum download und lese mich tatkräftig ein. Zwischen Eröffnungsrede, vielen vermuteten Brezelchen, Päuschen und noch mehr Sekt hat es viele Redner gegeben, die alle was zu sagen hatten. Ich lese also mal vor, und Sie lesen mit.

Es geht lustig los, denn der Unternehmenstag „Erfolgsfaktor Familie“ 2013 hat mit einem Lacher, nämlich der Frage begonnen, ob Erich Honecker sich wohl freuen würde, dass Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Wirtschaft im Festsaal des ehemaligen Staatratsgebäudes der DDR säßen und über betriebliche Kinderbetreuung debattieren? Hm – gebe zu, dass mich die Antwort darauf nicht wirklich interessiert, kann aber allgemein nicht schaden, eine Atmosphäre zu Beginn aufzulockern. Und mit dieser rhetorischen Frage muss der DIHK Präsident Eric Schweitzer ein paar Lacher eingesammelt haben. Schon bald war unsere Kristina am Mikrofon und machte tatkräftig klar, worum es in der Veranstaltung gehen würde:

>>Fachkräfte wollen nicht nur einen guten Job, sie wollen auch ein erfülltes Leben nach der Arbeit. Sie wollen vielfach nicht unbedingt mehr Geld, legen aber Wert auf eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ <<

Diesen beiden Reden, soll eine Aufzählung von einer erstaunlicher Vielfalt an Modellen betrieblicher Kinderbetreuung gefolgt sein – welche erfahre ich leider nicht. Bis in den frühen Nachmittag hinein soll es vor allem um konkrete Umsetzungsfragen in einer namhaften Expertenrunde gegangen sein. Jetzt wird es spannend dachte ich und lese voller Erwartung, dass die Expertenrunde herausgefunden hat, dass „grundsätzliche Pflöcke“ in die Debatte eingebracht werden müssten. In helle Aufregung versetzt, was diese Pflöcke sind, erfahre ich, dass im Zentrum der Expertengedanken die Frage nach guten und im Zweifel auch betriebswirtschaftlich belastbaren Argumenten für ein Engagement in der betrieblichen Kinderbetreuung und den Möglichkeiten einer vernünftigen Bedarfsanalyse steht - und lese es sicherheitshalber ein zweites Mal. Ich übersetzte:

Was kostet das und wer braucht das und warum überhaupt. Frauke G. von der Servicestelle Betriebliche Kinderbetreuung gab Entscheidungshilfen, welche Form der betrieblichen Kinderbetreuung sich für welches Unternehmen eignet, und sagt:

"Es kommt darauf an, welche Lücke in der Kinderbetreuung ein Unternehmen schließen will“. Daraufhin plädierte die Vertreterin eines uns allen bekannten Großkonzerns eher dafür keine „betriebseigenen Enklaven“ zu schaffen, sondern mit der Kommune zu kooperieren, denn eine große Betriebskita führe manchmal dazu, dass kommunale Einrichtungen leer liefen. Besser sei es, ein Gespräch mit dem Bürgermeister, der Wirtschaftsförderung oder mit Stadtrat, mit Parteien, der IHK zu führen, und wenn kein offenes Ohr zu finden sei – ein Zusammenschluss mit anderen Unternehmen anzustreben. Sie trug stattdessen Argumente für Belegplätze vor als besseres Steuerungselement. (An dieser Stelle melde ich für besagtes Großunternehmen aus Erfahrung rück, dass ich in 20 Jahren bereits 2 mal über Wochen und Monate geladen und zugange war, diese aufzubauen, ohne je zu einem Abschluss zu kommen, weil keine Gelder dafür freigegeben würden). Na ja!

Ebenfalls mit Blick auf Kosten und Nutzen nannte ein Vertreter von Impuls Soziales Management GmbH & Co. KG, wichtig sei es erst einmal, Methoden der Bedarfsanalyse zu entwickeln. Ausschlaggebend für den Bedarf sei das Qualifikationsprofil der Beschäftigten. Denn es gelte die Faustregel: „Je qualifizierter die Belegschaft, desto höher der Bedarf an Betreuungsplätzen. Daher eigne sich eine detaillierte Beschäftigtenbefragung flankiert von Analysen der Sozialräume aus dem Einzugsgebiet der Pendler. Und schließlich müssten auch die Jugendämter befragt werden, welchen Beitrag sie leisten könnten. Hernach stellte ein anderer Experte die vorsichtige Frage, nach dem nicht immer ganz unkomplizierten Verhältnis von Unternehmen zu Kommunen. Vom Städte- und Gemeindebund kam daraufhin der schmerzhafte Appell, bei einer Bedarfsplanung eben alle Akteure um einen Tisch herum versammeln zu müssen.

Und wie lange dauert die Realisierung

einer Lösung der betrieblichen Kinderbetreuung? Darauf wusste eine Vertreterin der ESF-Regiestelle eine Antwort: ab Entscheidung des Unternehmens dafür ca. 12 bis 15 Monate, hingegen eine Tagespflegestelle in einigen Wochen auf die Beine gestellt sei. Für beides bräuchte man allerdings Fachpersonal und natürlich geeignete Räume und darüber müsse man dringend reden. Nach einer weiteren Runde kleine Häppchen und Schmankerl gab's die alles entscheidende Schlussrunde, in der die umsitzende Expertenrunde dazu aufgefordert wurde, fiktive Wünsche zu äußern für einen wünschenswerten Zustand im Jahr 2025.

Eine sehr bemerkenswerte Schlussrunde wie ich meine, denn noch stehen wir den Herausforderungen des Jahres 2013 gegenüber.

Sie möchten sicher jetzt wissen,

was dort als Wunsch zu lesen war: dass allgemein zu hoffen sei, dass die flexible Kindertagespflege bis dahin aus dem Schatten der Kita herausgetreten sein würde. (Ich hab mal kurz nachgerechnet, ob ich in jenem Jahr noch ohne Krückstock zugange sein kann - und ja wäre denkbar, dass ich noch hüftprothesenfrei mitmische). Mal davon abgesehen, dass ich in solchen und anderen Expertenrunden schon das ein oder andere Mal saß, und noch niemals erleben durfte, dass ein greifbarer Nutzen daraus mitzunehmen war, außer Strafzettel, weil ich selten einen Parkplatz finde, fasse ich hier die mir zugänglichen Ergebnisse speziell für meine Leserinnen und Leser kurz zusammen:

Wir brauchen Ideen für Vereinbarkeit von Familie und Beruf,

und es ist wünschenswert, Unternehmen mit ins Boot zu holen. Wie groß das Boot sein muss, wissen wir erst, wenn Eltern und Mitarbeiter nach ihren Bedürfnissen und Nöten befragt werden. Betriebliche Einrichtungen sind nicht für jedes Unternehmen geeignet, und Kollisionen mit kommunalen Booten sind tunlichst zu vermeiden. Belegplätze können eine Alternative sein - lassen Sie uns das ernsthaft zumindest andenken. Zu beidem sind die Kommunen zu befragen, mit denen leider nicht immer gut Kirschen essen ist. Man muss also Möglichkeiten des besseren Kirschen Essens schaffen, und wenn das nicht geht, Experten intensiv befragen, und dann treffen wir uns an selber Stelle zu Brezelchen und Sektchen wieder.

Ahoi!

Ihre Susanne Rowley

Wigwam 1994
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Universitätsmedizin Mainz