Tuesday, 29. July 2014

Autor: Susanne Rowley

Kindeswohlgefährdung war gestern - Kindeswohlverletzung ist heute

Das System frisst unsere Kinder.


www.welt.de/regionales/duesseldorf/article120685430/Meine-Mama-meine-Mama-geh-nicht-weg.html

Alle Welt redet von Kindeswohlgefährdung – ich sage, sie ist längst im Übergang zur Kindeswohlverletzung.

Hier ist nur noch eines zutun: Die Reißleine ziehen bevor der Betreuungsschirm auf den Boden knallt.

Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für 1-Jährige ist ein Geschwür, das seine Metastasen bereits ausgebildet hat. Alle sind befallen, keiner wehrt sich, Psychologen und eifrige Berater stehen in den Startlöchern, um nicht funktionierenden Babys und unfähigen Eltern be-handelnd beizustehen. Die Rede ist von einem System, dass für unumstößlich erklärt worden ist, und somit die Menschen, die sich in ihm bewegen müssen, verändert werden sollen, statt die Situation, die sie eigen-händig geschaffen haben.

Und damit ist klar, dass das System wieder mal seine Kinder frisst, und alle schauen zu!

Ich stelle in meinem Wigwam einen neuen Trend fest,

den ich so niemals erwartet hätte, und der mich geradezu nötigt, meine Beratung mit Eltern völlig umzustellen. Es geht nicht mehr um Kindeswohlgefährdung, es geht um Kindeswohlverletzung, die bereits tagein tagaus stattfindet.

DAS hier ist der gefühlt 1000. Artikel, der mit den immer gleichen, sanft mahnenden Worten einen Mangel beschreibt, der nicht nur weit schlimmer ist, als hier beschrieben, sondern noch viel tiefergehende Folgen hat. Sie können sich das Lesen des Artikels also sparen.

Die Rede in meinem Post hier ist nicht von schlechter Betreuungsqualität in Einrichtungen, sondern von Auswüchsen, die der Rechtsanspruch hervorbringt!

Dazu zwei kleine Geschichten, die ich in dieser und der letzten Woche in meinem Büro erlebt habe. Und das sind nur 2 Geschichten von vielen dieser Art:

Zum Termin sind angemeldet,

Klein-Rosa und ihre Eltern. Der Grund: Rosa lässt sich nicht in der Betriebskita des Arbeitgebers eingewöhnen. Und Achtung: Rosa ist im Januar 2014 geboren! Rosa hat noch nicht einmal die Fremdelphase erreicht.

Rosa ist 7 Monate alt.

Sie sitzt in meinem Wigwam wackelig auf der Wolldecke und steckt genüsslich alles in den Mund, was sie greifen kann. Rosa ist ein Baby! Während ich mit ihr auf der Decke ein bisschen spiele, erzählen mir die Eltern, was geschehen ist. Beide, Vater und Mutter haben „irgendwie“ kein gutes Gefühl beim Abgeben des Kindes, wissen aber nicht so genau warum, denn die Räume der Kita seien schön, das Außengelände auch, und die Vorgespräche mit der Leitung waren doch so vielversprechend. Der Betreuungsschlüssel in jener Einrichtung: 2 Erzieherinnen auf 22 Kinder! Und Rosa klemmt dazwischen. Ich lasse die Eltern erzählen und frage nichts. Beide sind sehr aufgeregt und versuchen ihr „ungutes“ Bauchgefühl näher zu beschreiben.

Sie seien aufgefordert worden, die Eingewöhnungsphase mit Rosa zu verlängern, weil es „noch nicht so gut klappe“. Rosa weine sehr viel und hätte überhaupt keinen Schlafrhythmus der zur Gruppe passe. Die Gruppe: 5 weitere BABYS im Alter von Rosa, einige 2 jährige und wenige 3 Jährige. Beide Eltern vermissten zudem Gespräche über das Verhalten ihres Kindes über Tag. Sie erführen nicht, wie Rosas Tag genau verlaufe, ob sie gegessen oder getrunken habe, und warum sie nicht gut schlafen könne. Mit der Leiterin jener Einrichtung „könne man nicht so gut“; sie fühle sich immer angegriffen, wenn man zu viele Fragen stelle. In einem Einzelgespräch, das die Eltern nun eingefordert hätten, seien sie deutlich aufgefordert worden, los zu lassen und an ihren Schuldgefühlen zu arbeiten, sonst würde sich das fortgesetzt aufs Kind übertragen. Man solle Rosa zudem zu Hause nicht permanent umhertragen, sonst könne

Rosa keine FRUSTRATIONSGRENZE ENTWICKELN.

Nächstes Elternpaar:

Melvin, er ist 13 Monate alt, seine Eltern sind voll berufstätig und besetzen einen Platz in einer Kita mit 18 Kindern und 2 Erziehern. Melvin, so erzählen die Eltern, weine und klage nicht, sondern sei ein sehr anhängliches, stilles Kind und bräuchte sehr viel körperliche Nähe, und das sei doch nichts Schlimmes - oder?

Dieses Bedürfnis habe dazu geführt, dass die Leiterin der Kita die Eingewöhnung von 17 Uhr auf 14 Uhr begrenzt habe, obwohl beide Eltern schon voll im Wiedereinstieg steckten. Dies gehe nicht zusammen mit den Arbeitszeiten der Mutter. Die Frage an mich also: Ob ich innerhalb von Wigwam eine Kinderfrau vermitteln könnte, die die restliche Zeit übernähme. (NEIN "kann" und will ich nicht.)

ABER

da gäbe es noch eine KLEINIGKEIT zu berichten. Es stünde die Gefahr im Raum, dass die Eingewöhnung von der Kitaleiterin ganz abgebrochen würde, wenn Melvin sich nicht bald in die Gruppe einfüge. Melvin, so die Mutter, sei ein so starkes KLAMMERKIND, dass die Einrichtung eine PSYCHOLOGIN hinzugezogen habe, die den Eltern klarzumachen versuchte, dass sie ihrem Kind fortgesetzt schaden würden, wenn sie innerlich nicht losließen und das Klammern sein ließen.

Eigentlich könnte ich meinen Post hier an dieser Stelle beenden – oder?

Oder muss ich noch erklären, warum mein Tenor in solchen Fällen bei beiden Elternpaaren von meinem sonst moderaten Weg abweichen musste, und mein Rat schlussendlich war: RAUS DA – und zwar sofort!

Das zweite Elternpaar hat noch einen 10-Jährigen Sohn. Ich habe beide gefragt, warum sie ihn nicht zum Abitur anmelden, und wenn er durchfällt, könnten sie ja die Psychologin nochmal hinzuziehen.

Ja, sind denn hier alle völlig durchgeknallt??? Hier ist viel mehr im Gange liebe Leserinnen und Leser, als die in unzähligen Artikeln beschriebenen Betreuungs-Miss-Stände. Ja es baut sich langsam aber sicher ein völlig krankes System um einen Rechtsanspruch herum auf, der offensichtlich nicht infrage zu stellen ist, sondern statt dessen Eltern und Kinder für un-normal und schlussendlich behandlungsbedürftig erklärt! Was ich hier derzeit zunehmend erlebe, ist mit das Schlimmste in meiner bisherigen Laufbahn. Eltern vertrauen nicht eine Sekunde mehr ihrem schreiend schlechten Bauchgefühl, und sie handeln auch nicht. Sie lassen sich wie Lämmer auf die Schlachtbank führen und konsultieren lieber einen Kinderarzt, statt die Situation als solches infrage zu stellen.

Aber noch viel schlimmer finde ich,

dass es offensichtlich Pädagogen und geschultes Personal gibt, die auch nicht zugeben möchten, dass hier was Grundlegendes falsch läuft. Das kranke System hat sie bereits eingesaugt, sie bewegen sich klaglos in ihm und zeigen mit dem pädagogischen Finger auf die Kinder und deren Eltern.

Hier werden Kinder krank geredet und Eltern für unfähig erklärt! Und alle schauen zu. Psychologen nehmen sich dann der „kranken“ Kinder an, um nach Ursachen zu suchen für ein Fehlverhalten, das es gar nicht gibt. Und alle wollen nur das BESTE für ihr Kind.

Hier ist überhaupt niemand krank außer jene welche, die den un-seeligen Rechtsanspruch für 1-Jährige auf den Weg gebracht haben. Und ich habe weder Zeit noch Lust, mich fortgesetzt mit langatmigen Studien und Statements zu befassen, die auch nur dazu dienen, eine Pseydo-Betriebsamkeit vorzutäuschen.

Zitat aus dem Artikel

>> Ein "Bauchgefühl", das auch Experten bestätigen – wie Petra Adler-Corman, analytische Kinder- und Jugendlichentherapeutin aus Düsseldorf, die sich auch wissenschaftlich mit dem Thema Säuglings- und Kleinkindbeobachtung beschäftigt." Auf uns kommt eine emotional verarmte Gesellschaft zu", befürchtet sie. <<

Aber dieser Ausspruch zeigt überdeutlich, wie WEIT wir schon gekommen sind:

>>Kinder, die protestieren, haben noch ausreichend gesunde Anteile und die Hoffnung, dass sie gehört und gesehen werden. <<

Und dieses Zitat hier bringt den Trend, den ich oben beschreibe auf den Punkt:

>> Es wäre fatal, wenn die intuitive Reaktion darauf als zu sensibel (Kinder) oder zu hysterisch (Mütter) interpretiert würde. <<

Ja, das ist fatal,

aber es geschieht bereits, tagein tagaus. Von daher enttäuscht mich das Statement des Verbandes für Bildung und Erziehung in NRW besonders. Zitat: >> Dass es einen Rechtsanspruch gibt, ist klar, aber die Frage muss doch auch lauten: Wie kann das Kindeswohl sichergestellt werden und insbesondere das, was Kinder gerade in jungem Alter an Zuwendung brauchen? <<

Nein, ich bin nicht mehr sicher, ob wir die Existenz des Rechtsanspruches hinnehmen müssen, und ich stelle ihn jetzt und hier infrage, denn er führt auch dazu, jungen unerfahrenen Eltern, die ohnehin schon jeden Erziehungsleitfaden inhaliert haben, zu suggerieren, dass alles gehen muss, was gesetzlich verankert ist, und es macht sie Glauben, ihr Kind sei nicht ok und sie seien nicht ok.

Nein, das alles gehört sich nicht sooo, und denken wir diese Zustände zu Ende, frage ich mich: kümmern sich dann zukünftig Psychiater und Kinderärzte um die „nicht funktionierenden“ Kinder?

Und wie lange dauert es dann noch, bis sich die Pharma-Industrie des Problems annimmt? Sie finden das überzogen?

Nein ich nicht. Denn es gibt unzählige Beispiele aus der Vergangenheit, die uns lehren, dass wir am Ende einer langen Kette, den Anfang nicht mehr finden werden. Und dass in diesem, wie in hunderten anderen Artikeln, die einzig denkbaren Alternativen arbeiten oder nicht arbeiten / Betreuung zu Hause oder in der Einrichtun heißen, verwundert schon gar nicht.

Denn wie gewohnt, kommt die

KindertagesPFLEGE

nicht vor! Sie ist die Betreuungsform, die Kleinstkinder mit großen Bindungsbedürfnissen pflegt, wie der Name schon sagt!

Ich habe fertig für heute.

herzliche Grüße Susanne Rowley

Wigwam 1994
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