Tuesday, 12. August 2014

Autor: Susanne Rowley

Kind! Wie schön, dass Du geboren bist..

..aber die Zahnfee kommt nicht mehr für Umme!


Oder bist Du nur ein Tribut an die Gesellschaft, oder ein Sollposten meiner persönlichen Lebensbilanz?

Man muss also „Opfer“ bringen, sagen die zukünftigen Opfer – also die Eltern in spe.

www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/die-story-im-ersten-der-kinderreport-nachwuchssorgen-im-wohlstandsland-104.html

Wer hat den Schinken übers Kinderkriegen oder eben nicht kriegen wirklich angesehen? Er geistert vehement durchs Netz, doch kaum einer kommentiert ihn – wie schade! Er bietet Fakten auf hochemotionalem Terrain und regt jeden Zuseher dazu an, bei sich selbst nachzusehen.

FAZIT völlig offen - wie ich das mag!

Und genau hier haben wir bereits den Kern des Problems: "Fakten auf emotionalem Terrain" - ein Widerspruch in sich - finden Sie nicht?

Fakten lassen zu, dass wir eine Vor- und Nachschau betreiben – Emotionen, die die Menschen aber zu Handlungen und Unterlassungen bewegen, sind nicht wirklich geeignet, Zukunft zu prognostizieren. Wir können pro Kopf berechnen, wie viele junge Menschen derzeit Rentnern gegenüberstehen, aber wir können nicht wirklich ausmachen, wohin das Pendel in der Zukunft fallen wird. Ist

Deutschland ein kinderfeindliches Land?

Wir können Befragungen durchführen, um hernach zu bestimmen, wer konkret wann was gesagt hat. Aber wir erfahren nur punktuell, wer was WARUM gesagt hat. Ich mag diese Reportage ausgesprochen, weil sie Luft zum Denken und selbst Gestalten läßt.

Und damit ist klar,

dass wir alle jeden Tag mitdrehen am Rad der Geschichte, die unsere Nachväter und –mütter einst erzählen werden.

Ist das nicht spannend?

Die vielen aktuellen Problemfelder, die hier angesprochen werden, haben allesamt ihre Berechtigung, aber sind sie auch ursächlich? Sei es die Steuerungerechtigkeit Alleinerziehender gegenüber verheirateten Paaren. Oder sei es die Diskussion über den vielbesungenen Egoismus der Paare, weil wir Kinder als ein Tribut an die Gesellschaft sehen, oder als Sollposten unserer persönlichen Lebensbilanz.

Was Kinder für uns wirklich sind / waren / oder dereinst sein könnten, entscheidet nur einer: Unser Gefühl.

Reicht nicht in Wahrheit ein einziger Mensch, den wir von Herzen lieben könnten, und wir entscheiden uns um?

Samstagmorgen an der Außenalster: An den Spielstangen auf dem Spielplatz turnen keine Kinder, sondern effizient trainierende Bankfritzen. Na und? Die Kinder schlafen noch ;-). Ist das ein Grund zu fragen, was Kinder uns kosten?

Die Reportage macht die nackte Rechnung auf: 117 Tausend Euro kosten uns die „Plagen“, bis wir sie groß haben. 240 Tausend legt der Staat an Bildung und Steuervorteilen noch einmal drauf. Wer will das am Wehenschreiber hängend wissen?

Ich resumiere:

Man muss also „Opfer“ bringen, Sagen die zukünftigen Opfer – also die Eltern in spe, weil sie sich heute schon als solche begreifen. Wo kommt das her?

Familien mit 2 Kindern verdienen nur knapp weniger als kinderlose Paare. Puff – das kann es also auch nicht gewesen sein. Und wenn doch...

In Italien werden Mütter vergöttert (oh bambini mio). Aber die Kinderspielplätze sind Sauställe.

Also was ist es dann?

Was ist los mit dem deutschen Humankapital, das sich nicht vermehren will? Es muss noch Faktoren geben:

Zeit Geld Infrastruktur Das muss die Formel sein. Zeitbedarfe müssen synchronisiert werden. Kinderfreundlichkeit müsste hier und da also zum Geschäftsmodell werden.

Och nö bitte nicht.

Und was ist dann mit der Selbsteinschätzung der Familien – ist die dann immer noch so schlecht? Ja ist sie, und wir müssen uns fragen: Von wem sind die Familien so enttäuscht? Vom Staat von der Gesellschaft oder von sich selbst?

Es fehlt Anerkennung!

Aha Die Deutschen halten nichts von sich u ihrer Gesellschaft, obwohl die Fakten sagen, sie sei besser als ihr Ruf. Was fangen wir jetzt damit an?

Da sind Menschen, die gerne persönlich Karriere gemacht hätten. Sie machen aber keine, weil sie sich für ein Kind entschieden haben. Und weil sie dann feststellen, dass ihr Leben in Sachen Arbeit zu einer einzigen organisatorischen Baustelle geworden ist, zu deren Beseitigung sie persönlich kaum was beitragen können. Also beginnen sie, ihr berufliches Leben dem privaten anzupassen. Das heißt im Klartext:

Aus die Maus.

Man wechselt also für das Kind und sein hoffentlich dann entspannteres Familienleben in einen Arbeitsplatz, den man ggf. gar nicht haben wollte – und verzichtet damit auf die Karriere. Ein Job, den eigentlich der Arbeitgeber schon vorher hätte erledigt haben sollen. Tut er das nicht, machts der Arbeitnehmer eben selbst. Nur dumm, dass dann der Arbeitgeber langfristig jene verliert, die er eigentlich gut brauchen könnte.

Logisch oder?

Das deutsche Mutterbild wird natürlich auch bedient in dieser Reportage – zu Recht, und im Schlepptau hat es das schlechte Gewissen, das hierzulande nicht nur vorhanden sein muss, es gehört quasi zum guten Ton, es zu haben; auch dann, wenn man ein solches gar nicht hat. Denn: wenn man es nicht hat und sprachlich nicht laut vorweisen kann, muss man sich schon fragen lassen: Sag mal: Bist du eigentlich auf Dein eigenes Glück aus?

NEIN wo denken Sie auch hin ;-) .

Die Dänen (die lügen nicht) so hören wir, würden einfach einfordern, was sie zur glückseligmachenden Lebensgestaltung brauchen. Die Deutschen täten das auch, nur hinter vorgehaltener Hand, und nicht ohne vorher gefragt zu haben, ob nicht doch zu laut angeklopft wurde.

Die Umstellung in den Köpfen – das ist das Problem.

Sie will einfach nicht klappen – auch dann nicht, wenn Eltern längst wissen, dass ein schlechtes Gewissen beim Kind ein schlechtes Gefühl hinterlässt. Es klebt wie Kaugummi an den Schuhen, gegen den man das Mittel zwar kennt, aber es partout nicht finden kann.

Wir müssen noch eine Baustelle aufmachen: Die Elternzeit für Väter. Verdammt noch einmal, die nehmen ja alle nur 2 Monate am Stück. Fragt man näher nach, erfahren wir, dass die männliche Hälfte einfach immer noch die besser verdienende ist, und damit ist die Erklärung bereits geliefert, und wir können die Baustelle schließen.

Ach nein: Vorab müssen wir noch kurz konstatieren: Es nützt also nichts, wenn Politik für Männer und Frauen voreilig in die Presche springt, für etwas, wofür der Boden nicht bereitet ist. Verstanden?

Und dann die Behörden. Hach ja – mein Lieblingsthema – ausgewiesener maßen. Die arbeiten nur Stapel ab und bieten Familien keine Lösungen. Fertig.

Es sind also nicht Kinder, die Karriere killen, es ist die Trägheit des Systems, das unfähig ist, aus sich selbst und seinen Fehlern zu lernen. Eben weil es so träge ist.

Es wäre keine gute Schelte,

wenn die Medien nicht auch was abkriegen würden: Denn was die so tönen, geht meist tief ins Unterbewusstsein und krallt sich fest.

Kein Kind: egoistisch

1 Kind: Eisprinzessin

2 Kinder: gut gemacht

3 Kinder: kinderreich (mit Hang zum Assozialen…)

4 Kinder: mpf – außer die Autoindustrie – die haben was für die Meute.

Was nehmen wir aus diesem Klischee mit? Rechtfertigen, Erklären, Diskutieren bis…

Na bis kein Kind kommt.

Mut nach persönlicher Lebensgestaltung ist der Verunsicherung gewichen. Tiefe Sehnsucht nach maximaler Anpassung herrscht vor, um all diesen Müll zu kompensieren.

Das Modell, das übrig bleibt: Spät nur 1 Kind kriegen, wohlbehütet und voll konzentriert. Nur dann macht man vielleicht keine Fehler. ABER, wenn ich die 1 Prinzessin gegen meine Karriere tausche, dann muss die Prinzessin auch was taugen. Hochbegabt, und das lass' ich mir auf jeden Fall bescheinigen. Mein schlaues Einzelkind ist mein Statussymbol und Ersatz für’s kleinere Auto. Mandarin am Nachmittag ist besser als Englisch, das mittlerweile jeder kann.

Das Kind performt.

Das Umfeld soll erkennen, dass ich ein tolles Kind hab – normal ist negativ, und das bestätigt mir der Fachmann. Und wenn es unter der Norm liegt, geb‘ ich’s zur Reparatur. Die Zahnfee kommt auch nicht mehr für Umme. Was für eine Welt. Kein Wunder, dass die Großfamilie da nicht mithalten kann. Gefühlte und reale Ausgrenzung ist die Folge.

Ein öffentliches Ringen also um die Gunst der eigenen Kinder strengt an, lässt die Nachbarn zurück,

und MIR geht’s schlecht.

Kindererziehung ist so gesehen echt ein teurer fulltime job.

Armutsrisiko - Auch gerne genommen. Bitte nicht falsch verstehen - ich weiß um die armen Kinder - ich habe viele davon in 20 Jahren gesehen. Aber unser Thema hier ist das Kinderkriegen oder nicht kriegen: Schauen wir über die europäischen Grenzen hinweg, sehen wir echte Armut. Sehen wir Hunger und Durst und weit weniger Bildung.

Der Film führt uns auf einen Zenit zu - ohne zu werten:

Angst – german Angst

Wirklich nur ein Gerücht? Diese typisch deutsche Zögerlichkeit, die sich hernach gerne überheblich erläutert?

Angst, nicht genug Geld zu haben.

Angst, nicht den richtigen Partner fürs Kinderkriegen zu erwischen.

Angst, den falschen Zeitpunkt fürs Kinderkriegen gewählt zu haben.

Diffuse Dauersorgen, die das Heute ausmalen, ohne das Morgen zu kennen.

Ja, die hab' ich gesehen!

Und hier und da gipfelt diese Angst in Druck. Dieser Druck kann auch unschöne Folgen haben: körperliche und seelische Gewalt gegen Kinder. Die tut dann den Tätern unter Umständen auch ganz fürchterlich leid. Aber was tun wir dann als Gesellschaft dagegen - nichts - weil da ist sie dann wieder diese Überheblichkeit - denn es sind immer nur die anderen. Druck braucht immer ein Ventil. Und im Druckmachen sind wir Weltmeister.

Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup bringt es in einem Beispiel gnadenlos auf den Punkt:

Kinder machen nicht arm, die Verantwortung erhöht sich um ein Leben.

Stellen Sie sich einen 43 Jahre alten Bänker vor, ein promovierter Volkswirt, ein Abteilungsleiter der Deutschen Bank, 200 Tausend im Jahr, 2 Kinder mitten in der Ausbildung. Er hat ein Haus auf Pump gebaut – 70 Prozent fremdfinanziert. Wenn er seine Arbeit verliert, hat er noch eine Adaptionszeit von 1 Jahr. Bis dieses Jahr um ist, ist sein erschaffenes Lebenskonstrukt aber längst zusammen gebrochen.

Ergo:

Kinder sind nicht die Verursacher, sondern die Opfer dieser Angst.

Familien müssten am Wachstum einer Wirtschaft teilhaben. Verteilungsneutral nennen das die Ökonomen. Davon haben wir uns lange schon verabschiedet. Es ist zwar umverteilt worden – aber hin zu den Unternehmen. Der Staat verhindert also ein angstfreies Leben in einem Land mit einem sicherheitsbedürftigen Volk. Was sollen wir nun tun?

Machen wir das Volk unerschrocken, oder ändern wir die Bedingungen, in denen es leben darf? Bedarfsorientiert leben – das wäre eigentlich die Devise. Der Staat ermittelt unsere Bedürfnisse, sorgt dafür, dass wir aufblühen und unsere Früchte an die Gesellschaft weiter geben. Wohlfühlen ist aber kein messbarer Begriff.

Ich hoffe, liebe Wigwam-Freunde, Sie verzeihen mir die Überlänge. Es war auch mehr nur ein gedanklicher brainstorm… der mal rausstürmen musste.

Eure Susanne Rowley

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