Friday, 23. May 2014

Autor: Susanne Rowley

Killerwort Quotenfrau

Durch den Wunsch nach Wandel hat es ein Eigenleben entwickelt.



Liebe Wigwam-Freunde,

www.atkearney361grad.de/die-quote-als-steuerungselement/

Ein spannendes Thema heute:

„Killerwort Quotenfrau“

Ich stimme der Autorin zu,

dass allein die Kreation des Wortes an sich, schon den Teppich für die Abwertung des Vorhabens und derer, die es mal sein könnten, ausgerollt hat.

Auch ich gehöre zu denen, die kein Freund der Quote sind, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie wirkliche Geschlechtergerechtigkeit von oben verordnet werden kann; auch dann nicht, wenn sich auf anderen Wegen sehr lange nichts Entscheidendes bewegen will. Und ich stelle mir immer wieder vor, wie es sich so arbeitet als Frau mit der Quote im Kreuz. Und das Argument, dass die Quote irgendwann zur Selbstverständlichkeit werden könnte, wenn wir sie alle erstmal gewöhnt sind, überzeugt mich nicht wirklich. Ebenso wahr ist aber auch, dass ein Wandel in dieser Richtung nicht vom Himmel fallen wird, und ich glaube auch, dass es eingefleischte Prozesse gibt, die in Wirtschaftsunternehmen vorrangig die männliche Klientel nach oben spülen.

Wie so oft

wird es wohl ein ganzes Bündel an Veränderungen in der Gesellschaft brauchen, um die Geschlechter- und Führungskulturen zu verändern. Und glücklich schätzen könnte sich der, der genau wüsste, wo und wie der wirkliche Wandel - vor allem in den Köpfen seinen Anfang nehmen könnte.

Ganz vorne,

da bin ich mir sicher, wird auch die Kinderbetreuung in und außer Haus eine Rolle spielen, denn nur wenn die Waage in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf Seiten beider Geschlechter ein Stück mehr ins Lot kommt, kann auch anderswo Ausgewogenheit entstehen.

Immer da, wo Platz geschaffen werden soll, muss er woanders geräumt werden, und immer da wo Platz geräumt wurde, muss er auch besetzt werden wollen.

So lange das Verständnis dafür,

dass Männer ebenfalls zuständig sein könnten für die Kinderbetreuung keinen glaubhaften Rahmen bekommt, und auch die Realität eher so aussieht, dass Männer, die Erziehungszeiten nehmen, hernach mit einem offenen oder subtilen Karriere-Knick rechnen müssen, macht ein einseitiges Drehen an der anderen Schraube aus meiner Sicht wenig Sinn. Gleiches gilt selbstverständlich für die gerechte Entlohnung für gleiche Arbeit, denn was macht die Quote für einen Sinn, wenn der Lebensstandard sinken muss, um sie annehmen zu können.

Die Autorin räumt ja auch ein,

dass die Quote allenfalls eine flankierende Maßnahme darstellen könnte, während an der Verbesserung anderer Bedingungen auch gearbeitet werden müsse - sie sieht aber das nicht als Gegenargument, dass sie deswegen nicht kommen brauche. Aber leider sehen wir bei den "anderen Bedingungen" wenig an ehrlicher, öffentlicher Debatte. Was wir sehen, hören und lesen sind vorrangig gute Argumente, was es brächte, wenn kompetente Frauen auf den richtigen Stellen erst mal säßen. Die Teams seien gemischt kompetenter, die Unternehmensleitungen würden dann die Leistungen dieser Frauen in den Blick nehmen müssen, und die, die es nicht bringen würden, seien dann ohnehin weg vom Fenster. All diese Argumente überzeugen mich aber nicht wirklich, solange die Kultur für den Samen, der da aufgehen soll, nicht mal richtig angelegt ist. Wäre die Geschlechterdebatte auch in anderen Bereichen mehr in Bewegung, könnte die Quote ggf. auf fruchtbareren Boden fallen - wer weiß.

Und es bleibt die Frage, was

macht es mit den Aufgaben und Rollen, die weiterhin zunächst frauenlastig bleiben werden, weil das gesellschaftliche Verständnis und die Zustimmung für eine andere Verteilung in den Köpfen nicht voran gekommen ist. Und was macht es mit den Frauen selbst in Sachen Überforderung, und was macht es dann mit den Kindern. Und was ist mit dem Blick „auf“ diese Frauen, deren Leistungen stets im besonderen Fokus stünden. Müssten diese nicht ständig geprüft werden, um die Richtigkeit der Quote nachhaltig zu rechtfertigen? Und was ist, wenn eine Quotenfrau Mist baut, muss sie dann nicht durch den üblichen Kakao und noch dazu durch den Quoten-Kakao derer, die schon immer wussten, dass die Idee keine gute war?

Und - ich werde dieses Gefühl nicht los,

selbst wenn die Leistungen die Quote langfristig rechtfertigten, wie sähe dann der Blick auf die sich darauf aufbauenden Berufschancen aus. Wäre die Quote im Kreuz nicht eine Art Endlosschleife, in der man selbst am Ziel noch das Gefühl vermittelt bekäme, die Hälfte mit dem Aufzug nach oben gefahren zu sein, und nur deswegen könne man den Rest locker und beschwingt zu Fuß gehen?

Oder wäre es in der Tat so,

dass die Tatsache, über die Quote in den Sessel geplumpst zu sein, irgendwann keine Rolle mehr spielt? Und wie fühlt Frau sich selbst, wenn sie aufgrund ihres Geschlechts gewählt wurde, auch wenn ihre Leistungen ebenso gereicht hätten.

Die Debatte darüber bleibt spannend, 

aber nur mit einer gesamtgesellschaftlichen Betrachtung der Arbeits- und Familienkultur, hat sie aus meiner Sicht eine Chance, wenn das nicht zu einer Alibiveranstaltung verkommen soll. Denn was verordnet wird, muss noch lange nicht wurzeln in den Köpfen der Menschen.

In diesem Sinne verbleibe ich

mit herzlichen Grüßen

Ihre Susanne Rowley

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