Sunday, 18. August 2013
"Ich arbeite nur zum Spaß, damit ich auch mal raus komme"
Gretchenfrage: Wie bringe ich 2 Parteien, die sich suchen, mögen und einander brauchen auseinander?
www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/kita-koeln-betreuung/seite-1
Ganz einfach, liebe Wigwam-Freunde,
ich schaffe Bedingungen, die es beiden unmöglich machen, füreinander einzustehen. Sicher man nickt noch verständnisvoll, ob der besch…eidenen Lage des anderen, aber leider leider ….. bekämpfen sie sich schlussendlich doch.
Und warum?
Weil beide Seiten einer grottenschlechten Politik in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgeliefert sind.
Das ist ein sehr lesenswerter Artikel auf 2 Seiten zur Problematik. Ich bin zwar kein Freund von Zahlensalat & Co. aber dieser Artikel zeigt deutlich auf, dass hier 2 Parteien, die füreinander da sein sollten, "künstlich" durch eine völlig verfehlte Politik gegeneinander aufgebracht werden.
Eltern wünschen sich eine gute Betreuung für ihr Kind – ob in der Kita oder in der Kindertagespflege. Am Beispiel Köln wir hier nun sehr deutlich, dass selbst doppelverdienende Ehepaare absolut an ihre Grenzen kommen können, und der Satz,
„ich arbeite nur zum Spaß, damit ich mal rauskomme“
ein Gesicht bekommt. Hier wird Tagesmüttern vom Amt vorne ein Armutsbrot von 3,50 € pro Stunde gezahlt, und hinten den Eltern mit Kostenbescheiden mächtig wieder aus der Tasche gezogen. Wen wundert es da noch, wenn Tagesmütter von den Eltern einen weiteren Zuschlag erwarten, die Eltern ihrerseits das nicht mögen, weil sie den Seckel schon bei der Kommune ausgeleert haben.
Und so stehen beide Parteien kampfeslustig
einander gegenüber und versuchen beim eigentlichen Verursacher des Problems - den politisch Verantwortlichen - Gehör und Gerechtigkeit zu finden? Bei Freundschaften würde man doch hoffen wollen, das man dem Verursacher gemeinsam die Hammelbeine langzieht!
Und hier?
Eltern ziehen vor Gericht, weil Sie nicht zu einer Tagesmutter wollen - nein nicht können! Sind denn hier alle verrückt geworden und haben aus den Augen verloren,
was mal DER MASTERPLAN war?
Also ich weiß in der Regel noch, wenn ich morgens aus dem Haus gehe, eine Reise antrete, wo ich mal hinwollte. Wer will denn nach München und kommt unversehens in Timbuktu raus?
Familie + Beruf vereinen - heißt nicht zerteilen - oder zerpflücken oder zerfleischen! Wir sind gespannt, wie lange wir uns dieses groteske Trauerspiel, was im übrigen aufgrund des Rechtsanspruchs abzusehen war (noch so eine Vorschau-Pleite), noch ansehen müssen. Und noch viel spannender wird es sein, den Kommunen beim Versuch der Lösung der Probleme und der Wahl der Waffen zuzusehen. Vielerorts haben sie bereits den Weg gewählt, der Tagesmutter das Büßerhemd anzuziehen, und den finanziellen Bewegungsspielraum dieses eigentlich freiberuflich tätigen Berufsstandes auf den staatlichen Zuschuss zusammen zu stauchen – mit der auf jeden Fall zu erwartenden Folge, dass wir vorne Tagesmütter in die Schulung reinschieben, um sie hinten wieder das Handtuch werfen zu sehen. In einigen Kommunen finden bereits immer weniger Schulungen statt, weil die Bänke gähnend leer sind. Schonmal darüber nachgedacht?
Grundsätzlich nicht sehr vorausschauend
mit Verboten zu arbeiten, wo Motivation, Vielfalt und Kreativität eingefordert wird. An der "richtigen" Schraube sollte endlich gedreht werden - also Elternbeiträge runter und nicht den Freiberuflerinnen den Hahn abdrehen durch flächendeckendes Abrasieren der privaten Zuzahlung.
Zudem bedeutet echte Gleichstellung von Kindertagespflege
und Kitas nicht das, was zunehmend Eltern und Tagesmütter beklagen müssen. Die Randzeiten – Kitas schaffen es einfach nicht, sich den realen Arbeitszeiten anzupassen, und der mittlerweile immer qualifiziertere Berufsstand Kindertagespflege möchte und kann nicht mehr als Lückenbüßer herhalten - hätten sie das bleiben sollen, ist das TAG - Tagespflegeausbaugesetz schon in seiner Grundanlage unsinnig.
Warum nicht bessere Steuerungselemente andenken, die sehr kleine Kinder mehr in die Tagespflege steuern, und ältere Kinder in Einrichtungen - so hat jedes Feld seinen berechtigten Platz und auch die ihm zustehende Anerkennung.
Und offen bleiben immer 2 Fragen:
Warum wird dieses wichtige Thema Vereinbarkeit von Familie + Beruf nicht endlich eine Gemeinschaftsaufgabe aller, die vom Gelingen profitieren?
Warum erklärt unsere Mutti das Ding nicht zur Chefsache?
Arbeitende Eltern spülen Geld in die Sozialkassen. Geld verdienende Eltern empfinden Sicherheit und setzen kleine Muttis in die Welt.
Und zu guter Letzt: welche Betreuungsform wird wohl dem weiter fortschreitenden Wandel in Sachen Flexibilität gewachsen sein? Ganz sicher nicht die, die den Eltern um 16 Uhr die Tür vor der Nase zuknallt.
herzliche Grüße
Susanne Rowley