Tuesday, 23. July 2013

Autor: Susanne Rowley

Herumrudern im Container

Eltern fühlen sich "ein bisschen" im Stich gelassen.


www.dradio.de/dlf/sendungen/wochenendjournal/2193276/

„Herumrudern im Container“

Die Einschläge kommen näher, liebe Wigwam-Freunde,

und so langsam ahnen wir, was der Ausbau an U3 Plätzen mit unseren Allerkleinsten anstellen wird.

Wer ein bisschen Zeit hat,

dem empfehle ich, sich diesen Radiobeitrag aufmerksam anzuhören; er gibt einen hautnahen Einblick in die Realität des U3 Ausbaus vor Ort.

Wer keine Zeit hat,

kann auch gerne in Form von meinen Schlagworten weiter unten lesen, was es da in der Quintessenz zu hören gibt.

Bis auf einen Umstand, den ich gerne genauer wiedergeben möchte, denn er sollte schon arg aufhorchen lassen, stellt man sich die Umsetzung real vor:

Im Beitrag wird eine Kita in Köln beschrieben,

die über eine besondere Auflage zur Aufnahme der Kleinstkinder spricht: Fördermittel für die Kita sind komplett gebunden an die Aufnahmezahl der Kleinen und darf nicht unterschritten werden. Auch dann nicht, wenn ältere Kinder die Kita nicht gen Schule verlassen.

Das bedeutet in der Praxis

eine wissentlich in Kauf genommene Überbelegung auf Dauer. Wird dem nicht Folge geleistet, müssen die kompletten Fördergelder – nicht anteilig – zurückgezahlt werden.

Denkt man genau darüber nach, muss man laut und deutlich formulieren:

- Unsere Politiker setzen Anreize, die dazu führen, dass aus gewollter Frühförderung unserer Kleinkinder schwerste Vernachlässigung wird.

- Unsere Politiker setzen Anreize, dass ein Berufsstand - Erzieher - den wir gerade händeringend suchen, unattraktiv wird.

Der Rest des Radiobeitrages ist schnell erzählt

und geht so:

Eintragen in Wartelisten – Wartelis – Warte – Wa – vorgeburtlich versteht sich. Geld für Wachpersonal, damit Eltern auf JA-Fluren sich nicht daneben benehmen, ist da. 1 Auto pro Familie reicht nicht mehr, sonst komm ich mit dem Kind nicht hin, wo ich hin muss. 5 x umsteigen per Bus und Bahn ist nicht schlimm, gutes Schuhwerk ist anzuraten, weil ja die KM-Zahl zur Kita festgestanzt ist.

Man muss die Containerplätze ohne Außenanlagen und Spielplätze nutzen, möchte man nicht aus Folgelisten für spätere Kiga-Plätze rausfallen - so geht Wahlfreiheit.

Wir warten auf den Bescheid über den Bescheid. Plätze sind Plätze, auch wenn die Öffnungszeiten nicht passen, oder der Geldbeutel leer ist. Probleme lassen sich nachhaltig mindern, in dem man die Jugendamtssprechzeiten verkürzt, denn dann hört man sie nicht. Anwälte haben Hochkonjunktur und stopfen sich die Taschen voll. Studenten studieren lange, dafür intensiver, wenn die Hochschul-Kita voll ist – hat aber auch sein Gutes, weil Papa sein Kind öfter sieht. Geschwisterkinder fallen aus amtlichem Denkmuster grundsätzlich raus.

Eltern fühlen sich nur „ein bisschen“ im Stich gelassen,

wenn sie 3 Jahre auf der Warteliste stehen. Besser ist das, wenn die zuständige Behörde auch ein Radio hat. Junge Familien haben keine Eltern mehr vor Ort – weil Omas leider auch noch leben wollen.

Familienzeit = Fahrtzeit.

Rechtsanspruch einklagen ist spannender als jeder Krimi, weil der Gesetzgeber beim Setzen der Rahmenbedingungen einen Kaugummi im Mund hatte und niemand weiß, was die Worte „bedarfsgerecht“ oder „zumutbare Ortsnähe" bedeuten.

Tagesmütter muss man nehmen, Kitas darf man haben.

Eine Kölner Dezernentin kann zaubern, sie setzt an, die Gleichrangigkeit von Kindertagespflege + Einrichtung gerichtlich klären zu lassen, um dann den abgewerteten Berufsstand besser zu bezahlen - klingt logisch.

Kindgerechte Auflagen für qualifizierte Plätze sind jetzt Schnellcontainer, und auf Beton lässt sich auch gut Spielen – wer braucht schon einen Spielplatz..

Neues Wort für „Überfüllung“

heißt jetzt „Herausforderung“

1 Kind wickeln = 8 Minuten

12 Kinder wickeln x 8 Minuten = 96 Minuten / ergo Ausscheidungen pro Kind nicht öfter als Faktor x möglich.

Dabei zu beachten:

Dauervariable

Krankheit/Urlaub der Erzieherin. Veränderte Situation bezüglich der Elterngespräche, Bindungsthemen, Sprachförderung = schneller Sprechen als normal oder Name der Kita von „fitte Kinder“ einfach umbenennen in…?

Schon traurig, dass wir nun auch die kleinsten Lämmer unserer Gesellschaft auf die Schlachtbank führen, und alle gucken zu!

Ich wünsche Ihnen...ja was wünsche ich Ihnen denn...

Susanne Rowley

Wigwam 1994
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