Wednesday, 12. March 2014

Autor: Susanne Rowley

Für Kinder ohne Bindung und mit Gewalterfahrung

..ist Kompensation Tagesgeschäft.


Wer Ohren hat, der höre - wer Augen hat, der sehe.

Vom nicht empfangen können, obwohl pädagogisch gesendet wird

Liebe Wigwam-Freunde,

heute hatte ich ausreichend Zeit und Gelegenheit, mir über das ein oder andere Gedanken zu machen. Wer möchte, kann nachlesen, was mich am heutigen Tag sehr berührt und bewegt hat.

Das waren zum einen

die Ergebnisse der neuen Bertelsmann-Studie, die u.a. Auskunft darüber gibt, wie es um den quantitativen Ausbau der Betreuungsplätze steht, und

zum anderen war das mein Ausflug ans andere Ufer zu den Bindungsforschern,

die mir zwar aus dem Herzen sprechen, aber keine Luft und keinen Raum für mich, für die Mutter und den Vater lassen, auch ihre Bedürfnisse zu leben.

Diese meine Zerrissenheit,

aber auch die Tatsache, dass Skandale im sozialpolitischen Bereich uns nicht wirklich merklich aufhorchen und schon gar nicht das Ruder herumreißen lassen, brachte mich heute wieder auf die nicht ganz neue Frage:

Woran liegt das?

Viele, die ich frage, antworten mir darauf, wir seien alle abgestumpft aufgrund der Informationsflut. Das genügt mir nicht mehr wirklich, denn auch ich bekomme rege Resonanz in vielfältiger Form auf Artikel, in denen ich Zustände und reale Wirklichkeiten mehr als deutlich beschreibe.

Mein Artikel jetzt handelt also von einem anderen Verdacht,

den ich hege:

Wie – so frage ich, werden uns diese Botschaften denn zuteil.

Um deutlich zu machen, worauf ich hinaus will,

wähle ich heute überspitzte Beispiele. Angelehnt an die „Lager“, die in meinen heute vorangegangenen Artikeln schon mal herhalten mussten, fielen mir 2 explizit ins Auge. Als da wäre zum einen die forschende Wissenschaft: Ich zitiere zusammenhanglose Wortkreationen, deren tiefere Bedeutungen mir sehr wohl bekannt sind - lassen Sie es dennoch - unsortiert, und ohne weitere Erläuterung auf sich wirken:

Ethnologische Studien, Bindungstheorie, frühkindliche Ressourcen, nachhaltige Pädagogik, Kompensationsfaktoren, Resilienz, Aufrechterhaltung von Systemintegrität, phsychische Widerstandskraft, tolerable Systemzustände unter Störungswirkung, Beitrag zur entwicklungsgerechten Betreuung, Verhaltensrepertoire, interaktives Bindungssystem, Explorationsstreben des Kindes, reziproke präadaptive Anpassung, empirischen Untersuchungen, kindliche Signale interpretieren, Neugier-Impulse aufnehmen, intrapsychische Regulierungsfähigkeit, Kinder - intentionale Wesen, Gemeinsamkeit und Synchronizität in der Erziehung, Eigenrhythmus in der Bindungsqualität, Probleme der kindlichen Verwundbarkeit….

Wissen Sie jetzt, von was die Rede ist - oder gar, wo ich hin will?

Und nun gehen wir mal in das "andere Lager“,

das richtig deutlich wird, und all' das, was Sie soeben gelesen und nur vielleicht verstanden haben, nicht erlebt hat - aber leider auch kein Gehör findet! Auch dann nicht, wenn es richtig krass wird, und nicht nur schlechte oder gar keine Bindungsqualität eine Rolle spielen, sondern noch kindliche Gewalt hinzu kommt. Und das sind Menschen, die auf alle Worthülsen verzichten - aber auch kein nachhaltiges Gehör finden:

Hierzu zitiere ich filmisch und literarisch eine Frau, die ich bereits vor Monaten hier vorgestellt habe. Sie verwendet nicht ihren richtigen Namen, hat also unter Pseydonym geschrieben und lebt auch heute real auf Bali.

Hier die Links zu einer Sendung mit ihr - und ein Hinweis auf ihr Buch. Beides habe ich gesehen und gelesen.

stefaniemarten.de/crbst_10.html stefaniemarten.de/meinbuch.html

Ok – manch einer wird nun einwenden - das Beispiel sei zu heftig - andere würden sagen, sie haben es gelesen, und sie hätten auch zugehört. Ich halte dagegen: Das ist aber nicht die erste Sendung, die ich in solchen Zusammenhängen sehe, und ich behaupte, niemand will das hören.

Man könnte in jener TV-Sendung eine Stecknadel fallen hören,

die Betroffenheit ist da, verschränkte Arme sind zu sehen, und ich spüre den Wunsch vom Zuschauertreppchen bis an meinen Computer, die Erzählende möge doch irgendwann bitte fertig werden. Richtig – es ist kaum auszuhalten und dennoch müssen wir zuhören.

Und ich sage:

DAS sind aber die Menschen,

die berichten können, was es heißt, den „geraden Weg“ - ohne Bindung - und hier auch leider mit Gewalterfahrung - nicht gehen zu können, sondern alle nur erdenklichen Umwege lebenslang in Kauf nehmen zu müssen, um da anzukommen, wo ein gut betreuter kleiner Mensch ziemlich sicher ankommen kann, wenn er darf.

Diese Umwege dauern Jahre – verzögern das gesamte Leben – Dinge, die anderen sprichwörtlich in die Wiege gelegt wurden, müssen bindungsgeschädigte Menschen sich HART erarbeiten - und in manchen Fällen sogar jeden einzelnen Tag aufs Neue.

Sei es der völlige Verlust in sich und seine Intuition, oder in das gute, glaubhafte Wort anderer Menschen. Die Erlebniswelt ist völlig verschoben, nicht geprägt von guten Erfahrungen, auf die jederzeit zurückgegriffen werden kann. Und genau daraus folgen Krankheitsgeschichten, vornehmlich seelischer Natur, die dazu geeignet sind, das Leben wieder und wieder in seinem „gewollten“ Fluss anzuhalten. Widerstandskraft muss immer neu aktiviert werden. Negative Erfahrungen brauchen doppelt so lange, um richtig eingeordnet werden zu können - und das nicht 1 x - sondern 1000 x. Selbstverständliche Verankerung, von der aus andere locker los-segeln, in fast allen Bereichen des Lebens, muss geübt und anders erfahren werden, weil der frühkindliche Zug der natürlichen Gewissheit dereinst einfach ohne das Kind abgefahren ist.

Kompensation ist Tagesgeschäft!

Resilenz muss aus Mauselöchern bezogen werden. Gegen körperliche Signale muss angegangen, bzw. mit ihnen leben gelernt werden. Bindungsprobleme, Partnerschaftsglück, systemisch belastete Familien-Folgekonstallationen schließen sich an.

Und das alles nur

aus ganz einfachen Gründen, weil einst fehlte, was an Hunger niemals mehr nach-träglich gestillt werden kann; stattdessen bleibt der erwachsene Rachen lebenlang offen - versteckt oder sichtbar - auf jeden Fall aber immer hungrig, verlangt er unaufhörlich nach dem, was nicht mehr zu haben ist.

Ein kleines Kind muss nur geliebt, beachtet und anerkannt werden von Menschen, die heute und auch morgen noch da sind.

Es braucht Wärme, Verlässlichkeit, wiederkehrende Rituale und eine echte Anleitung, wie das Leben so gehen kann. Tiefe Gewissheit darin, dass die Sonne aufgeht, auch wenn sie soeben unterging.

Wer also könnte / müsste bitte WAS sagen, damit es Gehör findet?

Die Frage muss an dieser Stelle heute offen bleiben..

Eure Susanne Rowley

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