Thursday, 10. October 2013

Autor: Susanne Rowley

Es tut weh, wenn unsere Kinder im Regen stehen

Versorgungswüste Opferambulanz


Liebe Wigwam-Freunde,

alle reden von bunten Schirmen aber niemand spannt sie auf!

Die Rede ist hier von Hilfen, die für Missbrauchsopfer vom Bund versprochen wurden. Bislang ließen sie bei näherer Betrachtung nur den Schluss zu, dass noch mehr unbewohnte Inseln entstehen, die dem noch immer unerreichbaren Festland der Versorgung vorgelagert wurden -

und Boote?

gibt's sowie so keine.

Wenn Stellen von Missbrauchsbeauftragten klammheimlich gestrichen werden, oder in ihrem Verfügungsbereich eingeschränkt werden, gibt es niemanden mehr, den der Nicht-Beauftragte noch beauftragen könnte.

Der runde Tisch

des Bundesfamilienministeriums hat versprochen, für schnellere adäquate Hilfe in Missbrauchsfällen von Kindern zu sorgen, und dem Bürokratiemonster, das so vielen Opfern im Wege steht, einige seiner Zähne zu ziehen. Der öffentliche Druck der Medien sorgte lange Zeit für das Entstehen des Runden Tisches.

Aber was ist wirklich umgesetzt und auf den Weg gebracht worden,

jetzt wo der Druck der Medien nachlässt? Wo weniger nachgefragt wird, kann die Politik wieder tun, aber vor allem lassen, was sie will. Und das lässt sie auch, denn da, wo es konkret wird, würde der Bedarf unkontrollierbar zum Vorschein treten. Dabei müsste ihr Job gerade dann beginnen, wenn die Experten ihre Empfehlungen abgegeben haben.

Grund für uns,

immer wieder nachzuschauen, was an Hilfen bei Opfern wirklich konkret ankommt.

Von daher meine Sendungsempfehlung heute:

Zum dritten Mal greift „45 Min“, ein Reportage-Format des Senders Phoenix das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder auf. In der ersten Dokumentation,

"Sexobjekt Kind",

hatte Sebastian Bellwinkel 2010 aufgedeckt, wie in Deutschland Politik, Justiz und Gesundheitswesen beim Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt versagen. Der Film wurde für den Grimme-Preis nominiert.

Nun hat der Autor in einer zweiten Dokumentation,

"Das missbrauchte Kind"

https://www.youtube.com/watch?v=D2UdMDcpIG8 

unter anderem die Arbeit des Runden Tisches und seine Ergebnisse kritisch beleuchtet. Absolut sehenswert!

Es wurde sich intensiv der Frage gewidmet, ob sich die Lage für die Tausenden Opfer sexueller Gewalt wirklich verbessert hat - wie die Bundesregierung behauptet?

Aber der Autor geht noch weiter –

er begibt sich hinein in die Rolle eines Opfers und läuft die Wege ab, die immer wieder in eine Sackgasse führen.

Der Bericht startet mit allen Fragen,

die sich die Deutschen im allgemeinen nach Abschluss des Runden Tisches stellen sollten; er bleibt aber nicht in diesem Stadium, sondern forscht weiter bis hin zu den Stellen, bei denen die Betroffenen weich landen müssten. Was ist aus dem Hilfsfond der Bundesregierung geworden? 100 Mio. Euro sollten sich Bund und Länder teilen. Die Länder lehnten die Zuzahlungen bislang mit der Begründung ab, es fehle an konkreten Strukturen, um die Hilfen in die richtigen Bahnen zu lenken.

Aber wo sind diese Strukturen, und wer lenkt die Hilfen in die richtigen Bahnen, wenn niemand wirklich zuständig ist und alles was an Hilfen besteht, nur ein ständiges Weiterleiten zur nächsten Stelle ist, die entweder überlaufen oder aber nur Kurzzeit- oder Teilbereiche abzudecken vermag, oder gleich ganz gestrichen wurde.

Und wer von den Betroffenen kommt überhaupt an Hilfen aus dem Fond ran?

Ein Hilfsfond suggeriert,

da gibt es schnelle Hilfe

und schafft dadurch auch Bedarf. Bei genauerem Hinsehen, stellen wir fest, es bekommen nur Betroffene von sexuellem Missbrauch innerhalb der Familie eine Unterstützung. Aber was ist, wenn der Täter der Stiefvater, der Klavierlehrer oder der Pfarrer war? Von schneller Hilfe, für die der Fond einmal angetreten war, kann keine Rede sein, denn erst wenn alle sonstigen Möglichkeiten, wie Krankenkassen nachweislich nicht mehr in die Pflicht genommen werden können, und abschlägige Bescheide mühsam zusammen gekramt und vorgelegt wurden, besteht Hoffnung.

Also nichts weiter, als ein neues Bürokratiemonster, welches vor der Höhle des alten Bürokratiemonsters jetzt zusätzlich lauert?

Aber welche Hilfen erhält man dann?

Nur solche Stellen werden unterstützt, die auch „glaubhaft“ darstellen können, dass sie bei der derzeitigen „Befindlichkeitslage“ eines Betroffenen helfen können.

Und wer entscheidet das?

Einen Hoffnungsschimmer in dieser Frage sollte die Forderung von sogenannten

„Opferambulanzen“

geben, die bundesweit installiert werden sollen, um Missbrauchsopfern in Notlagen so schnell wie möglich zu helfen. U.a. war mit dieser Ambulanz auch die Idee verbunden, besonders hochqualifizierte Hilfen an einer zentralen Stelle zu bündeln, damit Odyseen von Fehldiagnosen und weniger hilfreichen Maßnahmen im Einzelfall eingedämmt werden können.

"Ambulanz" wieder so ein Wort,

dass in allen Köpfen mit schneller Hilfe assoziiert wird.

Denn bislang stehen Opfer jahrelang auf Wartelisten der wenigen guten Trauma-Therapeuten, die mittlerweile derart überlastet sind, dass es nicht mal mehr Sinn macht, Wartelisten anzulegen. Und geraten sie dann in eine akute Krise, bleibt ihnen oft nur die "geschlossene" Abteilung einer Psychiatrie, die nicht gerade berühmt dafür ist, für Traumata die erste Anlaufstelle zu sein, denn dort sammeln sich leider auch solche Patienten, die in ihrer Symptomatik Angst auslösen. 

Der Autor besucht die erste bundesweite Opfer-Ambulanz in Hamburg, um zu sehen, was eine solche „Ambulanz“ leisten kann. Der dort zuständige Leiter muss im Gespräch aber leider einräumen, dass keine wirkliche Hilfe geleistet werden kann, denn dazu fehle das Geld. Die Ambulanz sei nichts weiter, als eine Notanlaufstelle, in der maximal eine kurzzeitige Stabilisierung vorgenommen werden könne; danach sei dann der Übergang in die bereits bestehenden Systeme vorgesehen.

Bestehende Systeme?

Also doch wieder zurück auf Los?

zurück in die Versorgungswüste - also dahin, wo die Opfer auch vor dem berühmten Runden Tisch bereits herumirrten?

Das sind sie also, die unbewohnten Inseln, die dem unerreichbaren Festland vorgelagert wurden ...

Deutschland was sind Dir Deine Kinder wert!

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