Monday, 1. December 2003

Autor: Susanne Rowley

Betreuungsformen im Vergleich - Nachlese

sagen Sie mal, Frau Rowley mögen Sie Kängurus?

fragte mich eine potentielle neue Tagesmutter in meinem Büro:

Ich sagte: NEIN, wie kommen Sie denn darauf ;-). Aber wenn Sie mal eins für mich hätten. Folgende fehlen mir noch:

aus Glas, aus Gummi, aus Porzellan, aus Stein, aus Eisen, aus Gold, aus Silber, aus Moosgummi, aus ..... aus....... ;-) und natürlich ein echtes,.aber wohin damit? Ich gebe zu, dass mir diese Tiere sehr am Herzen liegen, obwohl ich noch nie ein echtes gesehen habe. Bis dahin begnüge ich mich mit Sammeln und mit dem Betrachten von schönen Bildern. Wenn Sie also noch Känguru-Abbildungen besitzen, wissen Sie ja, wer sich darüber besonders freuen würde.   

Im Info-Brief Sepember 2003 behandelte ich das Thema

Betreuungsformen im Vergleich - Nachlese

Wir stellten also verschiedene Betreuungsformen, die der Tagespflege, die des Aupairs und der Kinderkrippe einander gegenüber. Einige Tagesfamilien waren nun der Meinung, dass diese Gegenüberstellung den wirklich unschlüssigen Eltern nur einen "groben Ansatz" zur Entscheidungsfindung liefern könnte. Die Vorzüge der Tagespflege im Vor-Kindergartenalter habe ich nicht ausreichend beleuchtet. Darum möchte ich heute etwas ausführlicher auf die Vorteile der Tagespflege in Familien eingehen.   Sicher sind auch das längst nicht alle Gedanken und Anregungen, die mir zu diesem Thema einfallen würden; wenn ich da an so viele spezielle Einzelfälle denke, die mir in der 10-jährigen Wigwam-Arbeit begegnet sind. Aber dann wäre die u.g. Auflistung wohl endlos.

 Vorteile für die abgebenden Eltern: 

Bring- und Abholzeiten Eine Tagesfamilie bietet die Möglichkeit, Kinder auch zu Zeiten zu betreuen, in denen öffentliche Einrichtungen noch oder schon wieder geschlossen haben. Denken Sie nur an die vielen Berufsgruppen, die Schicht arbeiten - hier bietet unser gesamtes Betreuungssystem im Lande keinerlei Alternativen. Oder haben Sie eine Idee, wie eine Krankenschwester ihre Frühschicht um 6.30 Uhr mithilfe einer Kindergrippe antreten sollte?   Krankheit des Kindes Wöchentlich erreichen mich zudem Anfragen von aufgeregten Eltern, die um Betreuung im Krankheitsfalle bitten. 

Hier ein Auszug aus einem Brief:  

>> das sind meist Krankheiten wie Ausschlag, Durchfall etc., bei denen die Kinder nicht in der KiTa willkommen sind (was ja auch verständlich ist). Wir bräuchten dringend jemanden, der uns dann unterstützt, wenn die Kinder zwar betreuungsfähig wären (wenn sie schwerkrank sind, bleiben wir natürlich gerne zuhause), aber eben nicht in die KiTa können. Leider tritt so etwas dann geballt auf, erst ist der Kleine krank und dann der Große und zwar meistens zu Zeiten, bei denen wichtige Termine anstehen. Aber das kennen Sie ja wahrscheinlich auch.

Selbstverständlich nimmt nicht jede Tagesfamilie kranke Kinder auf; vor allen Dingen kommt es auch hier auf die Art der Krankheit an; ansteckende und hochfiebrige Krankheiten sind in der Regel immer ausgeschlossen; hier würde auch verständlicherweise das Kind selbst nicht außer Haus wollen/können. Handelt es sich jedoch nur um eine leichtere Erkrankung, wegen der die abgebenden Eltern nicht partout zu Hause bleiben müssen, so stellt die Tagesmutter doch zumindest die notwendige Medikamteneinnahme und die liebevolle Versorgung des Kindes sicher. Auch Eltern von Kindern mit Neurodermitis oder gar Diabetes können vertrauensvoll auf die Pflege von geschulten Tagesfamilien vertrauen und stünden mit Sicherheit der Gruppensituation in einer Krippe skeptischer gegenüber. 

Ernährung 

Gerade in der heutigen Zeit, in der Allergien - vor allem nahrungsbedingt - leider an der Tagesordnung sind, gibt es kaum eine individuellere Betreuungslösung, als die bei der Tagesmutter. Hier ist man im kleinen familiären Rahmen in der Lage, auf Sonderwünsche einzugehen. Eltern können spezielle Kost mitbringen und/oder der Tagesmutter wertvolle Hinweise zur Ernährung geben. Hier wäre eine Kindergrippe sehr schnell an ihren Leistungsgrenzen - man stelle sich vor, gleich mehrere Kinder müßten verschiedene Nahrungsprodukte usw. meiden.

Sonderleistungen 

Besonders zu erwähnen ist auch unsere große Gruppe von allein Erziehenden Müttern und Vätern, die für ihre Kleinfamilie ohnehin rund um die Uhr im Einsatz sind. Durch die liebevolle Betreuung der Tagesmutter für ihre Kinder erfahren sie sehr oft Entlastung in einem viel größeren Rahmen, als es eine Betreuungsstätte je bieten könnte.  Durch das wachsende familiäre Vertrauen finden Gespräche weit über das Thema der Tagespflege hinaus statt, die allein Stehenden Eltern eine enorme seelische Stütze sind. Auch Eltern, die Schwierigkeiten beim Loslassen ihres Kindes haben, finden durch die guten Gespräche bei ihrer Tagesmutter eher verständnisvolle Hilfe, als bei einer Institution, die viel eher auf einen reibungslosen Ablauf angewiesen ist.   Zu der flexiblen und spontan Hilfe gehören auch extreme Notlagen, in die Eltern und allein Erziehende geraten können, und dies können wir nach 10 Jahren Erfahrung nur bestätigen. In welcher Institution findet man spät am Abend oder gar in der Nacht praktische Hilfe...?  

Betreuungsangebot 

Die Individualität in den Betreuungszeiten ist auch nirgends so vielfältig, wie bei unseren Tagesfamilien. Viele Eltern suchen nur an 1 oder 2 Tagen für wenige Stunden wichtige Entlastung; Stunden, die viele Mütter zur mentalen Entlastung und als reine Erholungszeit empfinden, nutzen und auch brauchen. Viele allein Erziehende Mütter haben durch dieses individuelle Zeitangebot längst den sinnlosen Ehrgeiz, alles alleine schaffen zu müssen, aufgegeben. Zudem sind in der Tagespflege Kinder jeden Alters herzlich willkommen; und gerade auch die Pflege von kleinsten Babys ist im familiären Kreise am sichersten gewährleistet.

 Vorteile für das zu betreuende Kind: 

Familiensituation 

Die Vorteile, die eine familiäre Situtation gegenüber einer öffentlichen Einrichtung hat, liegen sicher auf der Hand. Das Kind erlebt - ebenso wie zu Hause - einen ganz normalen Alltag. Es wird mit in den Ablauf eingebunden, geht mit zum Einkaufen, spielt in einem Kinderzimmer, erlebt Besuche und gemeinsame Mahlzeiten. Sein sozialer Horizont erweitert sich, ohne jedoch dem Gruppenstress ständig ausgesetzt zu sein. Mal sind vielleicht nur die eigenen Kinder der Tagesmutter anwesend; mal kommt vielleicht ein neues Tageskind, oder die Nachbarskinder gesellen sich hinzu.

neue Regeln 

Das Kind lernt zu differenzieren; neben den gewohnten Umgangsregeln zu Hause, die ihm Vertrautheit vermitteln, lernt es auch neue Regeln und Gepflogenheiten kennen und akzeptieren. Es gibt dann in seiner kleinen Welt nicht nur ein "entweder oder" sondern auch bald ein "sowohl als auch".

ein Stück zu Hause 

Sollte das Kind selbst Ablöseschwierigkeiten haben, so kann die Tagesmutter ihm individuell ein Stück zu Hause vermitteln und auch zulassen. Es kann sein Schmusetier, seine Kuscheldecke oder auch sein Lieblingsspielzeug mitnehmen. Die Tagesmutter kann heimische Rituale ein wenig aufleben lassen, wenn sie spürt, dass das Kind sehr daran hängt; z.B. Einschlaflieder, oder Rituale vor und beim Mittagessen.   mehr Zuwendung im Gegensatz zu einem Hort oder einer Kindergrippe sind in der Tagespflege in der Regel nur wenige Kinder beisammen; abgesehen von der mehr professionellen Großpflege. Somit hat die Tagesmutter wesentlich mehr Zeit, individuell auf die Bedürfnisse eines jeden Kindes einzugehen. Es bleibt mehr Zeit für Schmuseeinheiten und die Förderung von einzelnen Begabungen und Vorlieben. 

Einzelkinder 

ganz besonders hervorzuheben ist der Vorteil für unsere Einzelkinder. Immer mehr Familien haben beschlossen, kein 2. Kind mehr zu bekommen - können es auch evtl. finanziell oder aus gesundheitlichen Gründen nicht einrichten. Bei der Tagesmutter erlebt das Kind eine sehr echte Geschwistersituation. Sie erfahren somit frühzeitig Liebe und Anerkennung von gleichaltrigen Menschen; zanken sich, reiben sich aneinander und müssen lernen sich durchzusetzen und zurückzustecken. Es ist für alle Pädagogen auch schon lange kein Geheimnis mehr, dass Kinder sich untereinander spielerisch "erziehen", von einander abschauen und dadurch stetig lernen. Sicher kann diese Situation auch ein Kindergarten bieten - aber leider eben erst mit 3 Jahren - und das ist schon ziemlich spät. Bis dahin sind viele Kinder an eine reine Erwachsenenwelt gewöhnt und haben viele wichtige Erfahrungen in ihrem Leben schon gemacht.

Nun drängt es mich doch noch eine -

vielleicht eher seltenere - Einzelsituation zu erwähnen. Denken Sie bitte auch an die Kinder, die kein wirklich gutes Zuhause haben, in dem Wärme und Zuwendung an der Tagesordnung sind. Wir alle wissen, wieviele Kinder es gibt, die körperlich oder auch emotional vernachlässigt aufwachsen. Auch hier bietet die liebevolle Tagesfamilie eine Chance auf ein echtes und wichtiges Gegengewicht - vielleicht sogar ein positives Vorbild, das fürs spätere Leben mitgenommen werden kann!
 
so liebe Eltern und Tagesfamilien, ich wünsche Ihnen viel Wärme und Liebe in der vorweihnachtlichen Zeit und freue mich wie immer über zahlreiche Zuschriften von Ihnen.

Es grüßt herzlich 

Susanne Rowley

Wigwam 1994
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BioNTech SE Mainz
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