
Thursday, 29. May 2025
Evolution durch Kooperation / Urzeit-Mütter
Die Evolution hat den Menschen zu einem einzigartigen Wesen gemacht.

So abhängig von anderen wie kein anderes Lebewesen und gleichzeitig mit außergewöhnlichen Fähigkeiten zur Kooperation ausgestattet. Wie war das möglich?
Ein sehenswerter Dokumentarfilm der Wissenschaftsjournalistin, Autorin und Regisseurin Anja Krug-Metzinger, begibt sich auf eine faszinierende wissenschaftlich fundierte Expedition zu den Ursprüngen und Sinnhaftigkeit „menschlicher Fürsorge“.
Die vereinsamte „Kleinfamilie“
besteht heute vorrangig aus „Vater – Mutter – Kind“. Ihr kommen heutzutage alle Rollen zu, die in kooperativen Ur-Gemeinschaften auf viele Schultern verteilt waren. Durch geteilte Verantwortlichkeit wurde Überforderung vermieden und das Überleben der Spezies Mensch gesichert. Das verengte Modell der Kleinfamilie existiert erst seit ca. 200 Jahren; es entstand schrittweise mit der Industrialisierung, und steigerte sich immens durch die Globalisierung unserer Arbeitswelt.
Zeitgeschichtlich betrachtet nicht mehr als ein Wimpernschlag in der Evolution der Menschheit!
Beim Thema „Vereinbarkeit von Familie & Beruf“
wird die Grundproblematik jeden Tag deutlich. Durch das institutionelle Auslagern von Kinderbetreuung im großen Stil mit dem wirtschaftlich kurzfristigen Ansatz beiden Eltern den beruflichen Wiedereinstieg zu ermöglichen, gepaart mit dem langfristig angedachten Ansatz der frühen kindlichen Bildung, wird bei näherer Betrachtung nur ein geringer Teil von echter Entlastung erzeugt. Viele Eltern berichten, dass sie sich eher be-lastet fühlen, weil das Teilen von echter Verantwortlichkeit im gemeinschaftlichen Sinne nicht entsteht. Vielmehr berichten sie zuweilen, dass bloße Koordinationsaufgaben, die starre Angebote hervorbringen können, ihren Alltag noch herausfordernder machen, als er eh schon ist.
Aber es gibt positive Ansätze von Auswegen,
auch in globalisierten Zeiten, die entstehen, weil das Bedürfnis nach einem ehrlichen „Wir“ nicht verloren gegangen ist. Diese würden dann im größeren Stil möglich, wenn das Grundverständnis von gelebten Gemeinschaften neu gedacht würde. Projekte, die einen Versuch unternehmen, sind seit geraumer Zeit Mehrgenerationenhäuser, Lebensmodelle, die Alt und Jung spielerisch wieder zueinander führen, Leih-Omas/Opas, Granny-Aupairs und natürlich die familiär gehaltene Kindertagespflege, sofern sie ihrem familiären Ansatz im gesetzlichen Rahmen des SGB VIII auch weiterhin treu bleiben kann/darf und sich nicht fortgesetzt in Form von Großtagespflege und angemieteten Räumen der Institution annähern wird.
Zitat der Autorin und Regisseurin:
Die Frage nach den Ursprüngen menschlicher Fürsorge führt uns zu den Grundlagen unserer Existenz. Im Laufe meiner Forschungen wurde mir immer klarer: Die Evolution hat uns nicht zu Einzelkämpfern gemacht, sondern zu Wesen, die nur in echte Gemeinschaft wirklich gedeihen können. Das vielleicht größte Paradox unserer Zeit besteht darin, dass wir in unserem Streben nach Individualismus, Unabhängigkeit und Effizienz genau das zu verlieren drohen, was uns als Spezies erfolgreich gemacht hat: Unsere außergewöhnliche Fähigkeit, Schwäche in Stärke zu verwandeln, indem wir uns gegenseitig unterstützen.
Regie Statement Zitat:
Die ökologische Krise unserer Zeit ist im Kern auch eine Krise unseres Selbstverständnisses als Menschen. Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, uns als unabhängige Individuen zu sehen, die im Wettbewerb miteinander stehen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die dieser Film dokumentiert, erzählen eine andere Geschichte: Wir sind von Natur aus auf Kooperation angelegt; ja geradezu darauf angewiesen. (..) Die Geschichte der menschlichen Fürsorge lehrt uns, dass wahre Stärke nicht in der Beherrschung, sondern in der klugen Vernetzung liegt.
Der Dokumentarfilm erhielt zahlreiche Auszeichnungen für exzellenten Wissenschaftsjournalismus.
Gezeigt wird er aktuell im Pro Winz Kino, Simmern (Hunsrück)
Am Dienstag, 03.06.2025, 19:00 Uhr
Marktstraße 39, 55469 Simmern
Pro-Winzkino Hunsrück e.V.
Eintritt: 10 €
Lesung und Gespräch mit der Autorin und Regisseurin Anja Krug-Metzinger. Moderation: Dr. Eva Werner
Vorführung des preisgekrönten (Prix Média 2024) Dokumentarfilms „Das Geheimnis der Urzeitmütter“ (52 Minuten)
Ausklang bei Sekt oder Selters in Raum 9. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Tim Greiner.
Ein Interview mit der Wissenschaftsjournalistin.
Ein Gespräch im Podcast „Gemeinsam statt einsam“ Kindererziehung von der Steinzeit in die Zukunft.
Das Buch "Gemeinsam statt einsam" kann an vielen bekannten Verkaufsstellen erworben werden.
Beste Grüße sendet allen am Thema Interessierten
Susanne Rowley
