Friday, 20. September 2013

Autor: Susanne Rowley

Neuerdings nicht mehr zu klein für die Großgruppe, sondern als krank abgestempelt

Auf sowas muss man erstmal kommen.

Schon mal davon gehört liebe Wigwam-Freunde?

Kleinstkinder, deren Eingewöhnung in einer Kita scheitert, weil sie klammern und weinen, sind jetzt nicht mehr zu klein für eine Großgruppe, sondern krank!

Immer dann, wenn es in der Kinderbetreuungslandschaft neue Gesetze und Auflagen gibt, beobachten wir aufmerksam, welche Konsequenzen und Auswirkungen diese Veränderungen auf Eltern, Kinder und die Kindertagespflege in dem Bereich hat, der in unserem Einzugsbereich (Rheinland Pfalz) liegt.

Vor und nach dem Rechtsanspruch stellten wir einen Anstieg von nachfragenden Eltern fest, deren Kinder schon fast den 3. Geburtstag feiern – was zuvor so nicht der Fall war.

Dies deutet daraufhin,

dass um den August herum die begehrten Plätze vermehrt Eltern von 1-jährigen angeboten wurden, weil diese als klagebereiter eingestuft wurden. Weiterhin gab und gibt es Eltern, die aufgrund der veränderten Betreuungsschlüssel ihr Kind aus der Kita herausgenommen haben, weil sie mit der Vergrößerung der Gruppen nicht mehr einverstanden sind/waren.

Es gibt aber noch 1 anderen Trend,

der sich seit geraumer Zeit mehr und mehr abzeichnet, und der fängt so langsam an, mich richtig heftig zu ärgern. Eltern von 1 bis 1 ½-jährigen Kindern werden zunehmend aus Kitas und Elterninitiativen weggeschickt, weil die Eingewöhnung scheitert. Auf Nachfrage bei den betroffenen Eltern, wie sie die Eingewöhnung erlebt haben mit ihrem Kind, erfahre ich, dass Zeitdruck herrscht und die Bezugspersonen wöchentlich auch noch wechseln. Mit jeder nicht gelungenen Eingewöhnungswoche empfanden die Eltern die Chemie zu den jeweils neuen Betreuerinnen – und damit auch zum Kind – als schlechter. Die Kinder weinten, klammerten und mussten permanent herumgetragen werden.

Statt nun gegenüber den verwirrten Eltern ehrlich einzuräumen,

dass es einfach die Rahmenbedingungen in den betreffenden Einrichtungen sind, mit denen diese sehr kleinen Kinder nicht zurechtkommen können, weil Geborgenheit durch eine bleibende Bezugsperson nicht zu leisten ist, wird den Eltern angeraten, schnellstmöglich einen KINDERARZT aufzusuchen, denn offensichtlich scheine mit deren Kind „etwas nicht zu stimmen“.

Wie ist ein solches Verhalten zu erklären? Ganz einfach:

Schuld möchte ungern irgendjemand sein,

wenn es mit der Eingewöhnung nicht klappt; weder Eltern möchten hören, dass ihr Kind ggf. zu klein ist für eine Großgruppe, noch möchte eine Kita gerne einräumen, dass Geborgenheit und ausreichend Zuwendung einfach nicht vermittelt werden können, weil sie um ihren Ruf fürchten. Also muss das Kind schuld sein – es ist krank!

Ich erwarte von ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern, dass sie ehrlich eingehen auf die völlig anders gelagerten Betreuungsbedürfnisse solch kleiner Kinder und den Eltern nicht solchen Humbug erzählen.

Man darf ja wohl davon ausgehen,

dass die Entwicklungsstadien eines Babys Gegenstand der Ausbildung waren. Rein physisch ist es einem Kleinkind erst um den 1. Geburtstag herum möglich, ein Erinnerungsvermögen auszubilden. Und weil diese Kinder keine gleichgeschalteten Roboter sind, kann diese Fähigkeit auch erst etwas später ausgereift sein. Rahmenbedingungen von ständig wechselnden Bezugspersonen / Aushilfen sind dafür ebensowenig geeignet, wie ein schlechter Betreuungsschlüssel.

Für ein Kleinkind bedeuten solche Rahmenbedingungen, dass es jede Woche quasi neu eingewöhnt werden muss und überhaupt keine Chance erhält, Vertrauen aufzubauen - geschweige denn aufrecht zu erhalten.

Aber wer weiß,

vielleicht gibt es ja bald auch für "solche Fälle" ein Medikament, das die Sache beschleunigt! Unglaublich.

herzliche Grüße

Susanne Rowley

Wigwam 1994
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