Saturday, 17. October 2020

Autor: Susanne Rowley

Ein Leben ohne EVAluation ist möglich. Aber sinnlos. Die Corona Studie ist da.

Darauf hat Deutschland gewartet! 

Das, liebe Eltern  und Fachkräfte, dürfen Sie sich nicht entgehen lassen. 

Hier geht's zur Studie.

Liebe Wigwam Freunde, 

Sie eva·lu·ie·ren alles, was (m)ein gesunder Menschenverstand  b e i n a h e  geahnt hätte. Aber vielleicht fehlt mir auch nur der intellektuelle Zugang ;-).

E V A L U A T I O N. Die Lieblingsbeschäftigung unserer politisch Verantwortlichen bedeutet:

Erfassen und Bewerten von Prozessen und Ergebnissen zur Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion im Bildungsbereich.  

Jetzt wissen wir’s genau. Schlussfolgerungen ziehen gehört übrigens nicht dazu.

Was erfahren wir denn Schönes: 

Wir erfahren, wie sich der Zusammenbruch der Institution, als einzig anerkannter Auffangbehälter der frühen Kindheit auf einen bumsvollen Alltag junger, globalisierter Familien ausgewirkt hat. Oder anders ausgedrückt, sie untersuchten, warum ein System, das grundsätzlich nur noch 2 Beine hat, reduziert auf 1 Bein, umfallen muss.

Das Thema lässt sich sodann dergestalt sezieren, ob System relevante Eltern aus Bremen mit und ohne Fachhochschulabschluss, bar jeder / Kontakt beschränkten / Oma im Schlepptau, Alleinerziehend in Teilzeit oder Kurzarbeit schneller umfallen, als solche mit Hauptschulabschluss, im Home-Office dümpelnd und wohnhaft in Bavaria Blue.

Da Sprache ja in modernen Zeiten immer wichtiger wird, 

habe ich just durch die Studie hinzugelernt, was eine „informelle“ Betreuung ist. 

Es ist die Oma! 

Die Oma, also die informelle, wurde – wer hätte das gedacht – seltener als vor dem Auftreten des Virus in Anspruch genommen.

Wir erfahren, dass ein Teil der Eltern sich unfassbar gestresst fühlte durch den Wegfall der Kinderbetreuung, da durch Home-Office bei gleichzeitigem Schaukeln des Nachwuchses auf den Knien es sich nur halb so konzentriert zum Bruttosozialprodukt beitragen ließ. Als denkbare Begleiterscheinung kristallisiert sich heraus, dass der Geldbeutel der Eltern merklich geschrumpft ist.

Nicht unerwähnt bleiben durfte selbstredend die Fraktion von Eltern, die insgeheim oder ganz offen die Entschleunigung, die mit der Pandemie einhergeht, auch genießen. Sodann mussten jene aber noch unterteilt werden in bastelnde oder nicht basteln Könnende. Ich habe vergessen zu schauen, ob die Nichtbastler die mit Hauptschulabschluss sind ;-).

Weiterhin erfahren wir Bahnbrechendes in Sachen Geschlechter Rollen. Nämlich, dass bei der Aussage: 

Ich leide darunter, auf meine Rolle als Mutter/Vater und Hausfrau/Hausmann beschränkt zu sein 

Mütter eher zustimmten als Väter. Hingegen der Aussage: 

Mein Partner/meine Partnerin unterstützt mich bei der Kinderbetreuung im Haushalt 

stimmten Mütter weniger zu als Väter.

Völlig verblüfft war ich dann doch von der Erkenntnis, 

dass jene Eltern, denen finanziell das Wasser Oberkante Unterlippe steht, den ruhigeren Alltag weniger genießen konnten, als solche, die im Rubel ihren Freischwimmer machen.

Und weiter geht’s. 

So berichteten nicht erwerbstätige Eltern eher, einen ruhigeren Alltag zu haben, als Vollzeit Erwerbstätige. Und letztere hätten sowohl in Teil- als auch in Vollzeit mehr Stress damit Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Und jetzt wird’s hammermäßig liebe Leserinnen und Leser.

Auffällig sei: 

Nicht Erwerbstätige gaben an, sich durch ständiges Aufeinander Hocken auf die Nerven zu gehen. Dies hänge wahrscheinlich damit zusammen: 

(..) dass in Vollzeit erwerbstätige Eltern die Arbeitszeit nicht immer zu Hause verbrachten (..) und somit durch ihre Erwerbstätigkeit dafür sorgten, dass Familienmitglieder nicht ständig „aufeinander hocken. 

Potzblitz. 

Aber es geht noch wesentlich präziser:

(Vorsicht: Das müssen Sie sicher auch Minimum 3 Mal lesen, bevor sich der Informationsgehalt in der Hypophyse oder im Frontalkortex festsetzen will):

(..) Zum Beispiel berichteten Befragte, deren Partner*in erwerbslos war, etwas häufiger als Befragte, deren Partner*in Vollzeit oder Teilzeit tätig war, einen ruhigeren Alltag zu haben. Bei den negativen Auswirkungen zeigten sich etwas größere Unterschiede, besonders im Vergleich der in Vollzeit beschäftigten versus der erwerbslosen Partner*innen. Beispielsweise berichteten Befragte deren Partner*in Vollzeit erwerbstätig war, häufiger am Ende ihrer Kräfte zu sein und sich den neuen Aufgaben und Anforderungen nicht gewachsen zu fühlen, als jene, deren Partner*in nicht erwerbstätig war. Der Aussage „Durch das ständige „Aufeinander Hocken“ gehen wir uns manchmal gegenseitig ganz schön auf die Nerven“ stimmten hingegen Befragte, deren Partner*in nicht erwerbstätig war, signifikant häufiger zu als jene, deren Partner*in Vollzeit erwerbstätig war. 

Kommen Sie noch mit?

Und kaum zu toppen ist auch jene Erkenntnis: Systemrelevante Eltern beklagten weit weniger Stress als die Nichtsystemrelevanten. Was wohl daran liegen könnte, dass Erstere außer Haus waren und Anspruch auf Kinderbetreuung genossen.

Ganz wichtig ist für uns auch zu erfahren, was machten die Familien denn so mit ihrer freien Zeit?

Aktivitäten waren selbstverständlich noch in der Qualität und Quantität zu unterscheiden. Hockten die alle vor der Glotze oder spielten am Handy rum? Und wenn sie spielten, wie und was spielten sie konkret, und wer hat eigentlich mit der „informellen Oma“ gechattet? Und wenn sie etwas spielten, war der Genuss des Spiels ggf. durch Sorgen finanzieller oder gesundheitlicher Natur beeinträchtigt?

Fragen über Fragen.

Weiterhin legt uns die Studie nahe, dass der Eltern Kontakt zur Betreuungseinrichtung während den Schießungszeiten tatsächlich geringer wurde. Tür- und Angelgespräche sowie Aktivitäten in der Elternzusammenarbeit hätten nachgelassen.

Zu guter Letzt habe ich auf den 38 mühevollen Seiten doch noch etwas Aufschluss-Reiches gefunden:

Beim Aufrechterhalten des Kontaktes der Fachkräfte zu Eltern und Kindern wurden vielfach digitale Medien genutzt, vornehmlich von Fachkräften aus Institutionen. Diese wiederum waren prozentual häufiger in ihren Einrichtungen tätig, als Kindertagespflegepersonen, die ihrerseits viel häufiger freigestellt waren. Die meisten befragten Fachkräfte (84 %) hatten Kontakt zu den Eltern, wobei der Anteil bei Kindertagespflegepersonen mit über 96 % deutlich höher ausfiel als bei Kitafachkräften.

Da lässt sich doch ein kleines Zipfelchen familiäres, natürliches Ableiten…

Als durchaus lesenswert empfinde ich die Studienergebnisse wie Fachkräfte begründen, warum sie keinen Kontakt zu Eltern und Kindern hielten.

Die Gründe ziehen sich von einer Untersagung durch den Träger, über Datenschutzprobleme bis hin zu Meinungsverschiedenheiten im Team und fehlender Zuständigkeit. Nicht zu vergessen die schlechte Bezahlung oder Vertragssituation, die dazu beitrüge, weniger motiviert gewesen zu sein. Auch eigene Arbeitsüberlastung durch Notbetreuungsaufgaben in fremden Einrichtungen hätten dazu beigetragen, keine Kraft mehr für Eltern und Kinder aus der angestammten Einrichtung gehabt zu haben. Mangelnde oder veraltete technische Ausstattung oder die Tatsache, private Kontaktmöglichkeiten nutzen zu müssen, weil dienstliche nicht gegeben waren, hielten viele davon ab.

Letzteres ist bei Tätigkeiten in institutionellen Zusammenhängen vollkommen klar und nachvollziehbar. Legt aber im zweiten Schritt auch unmissverständlich offen, dass Institution und Elternpartnerschaft zwei Begriffe sind, die glaubhaft nicht zusammen gehören.

In diesem Sinne wünsche ich allen Wigwam Freunden den ein oder anderen Mehrwert beim Schmökern in dem Pamphlet, so Sie ihn ganz persönlich darin für sich finden können.

Beste Grüße sendet 

Susanne Rowley 

Wigwam 1994
Anerkannte Bildungseinrichtung
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