Wednesday, 5. December 2012

Autor: Susanne Rowley

Die Deutschen sterben schon wieder aus

- Studie des BIB.


www.sueddeutsche.de/politik/sinkende-geburtenzahlen-eltern-werden-so-unattraktiv-wie-nie-1.1552335

Irgendwie mag man es nicht mehr hören, lesen und bald auch nicht mehr kommentieren, liebe Wigwam-Freunde,

Deutschland das Land, das sich selbst ausrottet

Wieder eine neue Studie, die uns vor Augen führt, dass wir bald aussterben, wenn nicht mehr Kinder geboren werden. Und der Schuldige ist schon ausgemacht; es sei das kulturelle Leitbild der "guten Mutter".

Stimmen all die Zahlen, die uns immer wieder aufs Neue um die Ohren gehauen werden, fragt man sich, warum kein Ruck durchs Land geht, daran etwas zu ändern. Sicher, es gibt viele Felder, die dafür verantwortlich sind, dass die Prognosen wohl noch lange so ausfallen werden, von daher gibt es wahrscheinlich auch nicht die eine Lösung. Da es aber jede Menge gute Lösungsmöglichkeiten und Ansätze gibt, die uns andere Länder bereits viele Jahre vorleben, fragt man sich, warum in Deutschland so hartnäckig dagegen gearbeitet wird, obwohl die Zahlen zu einer dringenden Umkehr mahnen.

Dieses Verhalten hat etwas von

„mit dem Auto auf eine Wand zu fahren, den Aufprall deutlich erahnen, und das Steuer dennoch nicht herum reißen wollen“. Von daher freue ich mich, dass dieser Artikel am Rande noch einen nicht zu berechnenden Umstand aufwirft – die rostigen Rollenklischees.

Damit ist es, wie im richtigen Leben, ich kann nicht glaubhaft und authentisch etwas vorleben und vorgeben, was mir persönlich widerstrebt – tue ich das, wird die Ernte entsprechend sein. Also wäre eine der Kernfragen schon die, warum in den Köpfen der Deutschen trotz aller hitzigen Diskussionen nicht wirklich etwas zu bewegen ist. Da fallen mir neben den Fakten der unterschiedlichen gesetzlichen Anreize, die unsere Politiker in letzter Zeit gesetzt haben, auch die zutiefst unterschwelligen Botschaften auf, die mit diesem unsäglichen Wirrwarr parallel einhergehen. Bsp. Betreuungsgeld – Diese Neuerung, über die das halbe Land so heftig gelacht und ihr den Namen Herdprämie einbrachte, hat ihre Wirkung mit Sicherheit auch in den Köpfen vieler Frauen nicht verfehlt. In unzähligen Fernsehdiskussionen konnte man sie wieder sehen, die Verfechter der „richtigen Familie“, die den Müttern attestiert, welch schwerwiegende Folgen das frühe Abgeben des Kindes auslöst. Und da ist sie wieder, die „schuldige deutsche Frau“, die sich gerade mal vom Buch der Eva Hermann erholt hat.

Es gibt sie in den Köpfen einfach nicht, die Frau,

die schlicht zu sich und ihren eigenen Bedürfnissen steht, die ihre weibliche Seiten ebenso individuell ausleben möchte, wie ihr Mutterdasein genießen und ihr eigenes Geld ggf. in einer Führungsetage verdienen möchte. Was es gibt, ist die kinderlose und gewissenlose Karrierefrau, in deren Leben kein Platz ist für Windeln und nerviges Babygeschrei – und auf der anderen Seite haben wir die bastelnde immerzu präsente Übermutter, die sich für ihre Kinder aufopfert und gerne auf ihren beruflichen Aufstieg verzichtet hat.

Diese Rollenklischees

endlich zu durchbrechen, ist der erste Schritt, der wirklich nachhaltig wirken kann. Vorne weg aus unserer Sicht natürlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – ein Dauerbrenner, der von Politik und Wirtschaft nicht wirklich ernsthaft glaubhaft angegangen wird.

Und warum fragen wir uns, gehen die, die mit starken Lippenbekenntnissen nach außen treten, nicht mit gutem Bsp. voran. Wir brauchen keine Studien, um zu sehen, dass auch und vor allem in der Politik immer noch die wenigsten Frauen das Sagen haben, und wenn sie etwas zu sagen hätten, sagen sie nichts oder es wird dafür gesorgt, dass eine Nichtssagerin das Sagen hat. Oder es wird darüber gemunkelt, ob die Dame zum Lachen in den Keller geht.

Weltweit sitzen aber vielsagende Männer in den Parlamenten, den Ministerien und Präsidentenpalästen. Unsere Politik ist unglaubwürdig bis ins Mark, und niemand kann mehr behaupten, er hätte keinen Blick in nordische Nachbarländer geworfen, die uns schon lange vorleben, was Gleichstellung von Männern und Frauen real bedeutet – und zwar nicht erst beim Berufsstart, sondern von Anfang an! Die Skandinavier haben für gleiche Bildungschancen von Anfang an gesorgt und ziehen nachweislich wirtschaftlichen Nutzen daraus. Im Grunde ist ein Blick soweit nach Norden aber gar nicht nötig, denn ein Blick auf die Entwicklung seit der Wiedervereinigung genügt durchaus.

Der Begriff der Rabenmutter

ist in Ostdeutschland weitestgehend nicht gebräuchlich und das Arbeiten von Frauen dort selbstverständlicher. Wie ich kürzlich in einer anderen Studie las, unterscheiden sich dort Frauen mit Hochschulabschluss deutlich von ihren Geschlechtsgenossinnen mit niedrigerem Bildungsabschluss. Hochqualifizierte Frauen setzen ihre Schwerpunkte eindeutig anders - sie arbeiten seltener Teilzeit, machen kürzere Familienpausen – und bei uns? Hier heißt es jetzt neuerdings, dann verzichten wir lieber ganz auf Kinder oder wir ergehen uns in Rechtfertigungsarien, warum wir nicht umsonst studiert haben wollen.

Es ist wirklich erleichternd in diesem Artikel von „gefühltem Klima“ etwas zu lesen, denn nicht alles, was ursächlich ist, ist wohl in Zahlen zu erfassen. In diesem Teil Deutschlands geht irgendwie alles nur mit der Brechstange, weil in den Köpfen in Wahrheit ein anderer Wind weht. Es wäre ein leichtes, die Weichen und Rahmenbedingungen für berufstätige Mütter richtig zu stellen, die Arbeitgeber ernsthaft ins Boot zu holen, weil auch sie längst erkannt haben, was es geschlagen hat. Die Gesellschaft selbst und damit wohl auch jede einzelne Frau für sich muss sich endlich von veralteten Vorurteilen befreien und berufstätige Mütter endlich als Normalität begreifen!

Und deutsche Frauen sollten aufhören, Errungenschaften, die Vorreiterinnen vorne mühsam erstritten haben, hinten mit dem Hintern wieder umzuwerfen.

Für simple Gleichstellungspolitik brauchen wir sicher keinen neuen Feminismus. Ich guck jetzt mal, ob ich mir das Buch der Historikerin aus Konstanz, Miriam Gebhardt besorge,

„Alice im Niemandsland – wie die deutsche Frauenbewegung die Frauen verlor“.

Die Rezensionen sind schon mal sehr spannend.

herzliche Grüße

Susanne Rowley

Wigwam 1994
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