Saturday, 21. February 2015

Autor: Susanne Rowley

Dauerpatient Vertretungssysteme in der Kindertagespflege

Als Dauerproblem für die Verantwortlichen stellt sich seit Jahren die scheinbare Schwachstelle


„Vertretungssysteme“ in der Kindertagespflege dar.

Wohin mit dem Kind,

wenn die Tagesmutter/vater erkrankt.

Ich hab mich mal umgeschaut, was sie sich landauf landab so haben einfallen lassen, um dieses Problem zu lösen.

Dass das ein oder andere Modell nicht funktionieren kann, liegt nicht nur an Schwachstellen, die das Modell selbst hervorbringt, sondern an elementaren Denkfehlern und einer Grundverweigerung den Berufsstand im Vorfeld anzuerkennen.

Aber schauen wir mal genauer hin:

Das Springermodell

Allein das Wort sagt schon genug darüber aus, wie man sich das so gedacht hat. Da springt eine auf Zuruf, wenn gerade Not am Kind ist. Da diese Springerinnen nicht von Luft & Liebe leben können, ist man in einigen Regionen dazu übergegangen, diese in Kindertagespflegevereinen anzustellen.

Um die Bindung zum vielleicht zu betreuenden Kind sicher zu stellen, kleben diese Springer mal hier mal da an den aktuell betreuenden Tagesmüttern dran und begleiten sie in zeitlich wiederkehrenden Abständen. Dass das nicht lange gut gehen kann, und schon gar nicht im großen Stil praktiziert wird, liegt wie immer an den Kosten, die das macht. Denn alles, was Geld kostet, wird bekanntlich irgendwann auf ein (un)erträgliches Minimum zusammen gestaucht.

Übrig bleibt in der Regel dann ein Einsatz in wenigen Tagespflegestellen, in denen sehr viele Kinder betreut werden, und das auch nur auf Minijob-Basis.

Ebenfalls bekannt ist das sogenannte

Tandemmodell

In der Praxis bedeutet dies, dass 2 Tagesmütter, die ohnehin gemeinsam betreuen, sich gegenseitig vertreten. Klingt auf den ersten Blick nicht schlecht. Ist es aber.

Denn um die Betreuungslast in Ausfallzeiten von einer der beiden zu senken, betreuen beide zusammen per se nur 5 Kinder. Die Beschränkung liegt auf der Hand. Zum einen ist ein Zusammenschluss von Tagespflegepersonen nicht in allen Bundesländern erlaubt, zum anderen müsste die Vergütung so gut sein, dass beide etwas davon haben; bei nur 5 Tageskindern kaum anzunehmen.

Größerer Beliebtheit erfreut sich seit geraumer Zeit das

Stützpunktmodell

In angemieteten Räumen eines Vereins wird ein Stützpunkt eingerichtet, in dem eine Vertretungstagesmutter regelmäßig anwesend ist. Auch sie wird vom Verein angestellt und bezahlt. In der Regel ist eine solche TPP aus Kostengründen „nur“ 20 Stunden pro Woche anwesend – vornehmlich in den Vormittagsstunden. Auch für Hausbesuche bei den Stamm-TPPs soll sie aber zur Verfügung stehen.

Abgesehen davon, dass der flexible Einsatz aufgrund der 20 Stunden ohnehin stark eingeschränkt ist, stelle ich mir die Koordination in mehr als 1 gleich oder ähnlich gelagerten Bedarfsfall schon sehr schwierig vor. Hinzu kommt, dass dies nur eine TPP ausführen wird, die keinen sonderlich hohen Anspruch an ihre eigene berufliche Tätigkeit/Auslastung hat. Aber gut, die soll’s ja geben.

Gemessen am hohen Anspruch, dass sie möglichst viele Tageskinder real auch kennenlernt, gleichzeitig die Wochenstunden aber auf halbe Tage begrenzt sind, sie selbst keine Vertretung hat, ist auch dieses System besonders anfällig.

Das geben auch Verantwortliche gerne zu, insbesondere in Vertretungshochzeiten, die es hin und wieder nun mal gibt. Flächendeckend ist hier keine Versorgung sicher zu stellen.

Gut gemeint aber schlecht gemacht?

Nicht unbedingt.

Der Hauptschwachpunkt

all‘ dieser wohlgemeinten Ansätze liegt eigentlich ganz woanders.

Und hier muss ich zu einem alten Grundsatz kommen, den ich in vielen meiner Beiträge leider immer wieder erwähnen muss.

Eine Saat, die man nicht pflegt, kann leider langfristig nicht aufgehen.

Noch deutlicher ausgedrückt:

Die Störfaktoren der Vertretungssysteme liegen im Berufsstand selbst.

Alle Modelle, die versucht werden, sollen möglichst in Gruppen funktionieren.

Das klappt aber immer weniger, weil der Berufsstand an sich keine Anerkennung erfährt.

Wie wir alle wissen, hat im Zuge des Ausbaus der Kindertagesbetreuung die Kita den Vorrang, und für die KTP ist die Stellung des Randzeiten-Notnagels verblieben.

Das hat u.a. zur Folge, dass die Verweildauer bei den verbliebenen Tagesmüttern immer kürzer wird. Hinzu kommt, dass die Kinder zeitgleich immer jünger werden, und die Bindungsbedürfnisse steigen.

Viele Eltern favorisieren weiterhin die Kita, nutzen die KTP zu ergänzenden Randzeiten, oder nur solange bis der ersehnte Kitaplatz frei wird.

Wer ein bisschen mitdenkt,

kann sich die Folgen für jedes Vertretungssystem ausmalen:

  • Stamm-TPPs sind nur stundenweise am Nachmittag beschäftigt und/oder viel häufiger mit Eingewöhnungen neuer Tageskinder befasst.

Allein dieser Umstand führt dazu, dass sie die Vertretungsstützpunkte kaum bis gar nicht aufsuchen.

  • Bevor der Vertretungsfall eintreten könnte, sind die Tageskinder schon in der Kita – die Vertretungs-TM wird kaum gebraucht.

Das führt erfahrungsgemäß wieder zur Reduzierung des Angebotes und erhöht damit die Störanfälligkeit, wenn in Hochzeiten doch mal Not am Kind wäre.

Was lernen wir daraus?

Ganz viel.

Wie kann man erwarten, eine Lösung für ein Problem zu finden, wenn man sein Augenmerk nur auf das Problem richtet, nicht aber auf die Betreuungsform, die das Problem hat.

Wie kann ich erwarten, dass ich eine Verbesserung einer Sache erreiche, wenn ich zulasse, dass sie an anderer Stelle ausgehöhlt wird?

Sie müssen sich schon mal irgendwann entscheiden, die politisch Verantwortlichen, ob sie der KTP einen Stellenwert einräumen, der so stabil ist, dass auch Lösungen greifen.

Oder ob sie die KTP weiterhin als Notnagel begreifen, dem sie zudem mit immer neuen Beschränkungen, die Luft zum Atmen nehmen.

Dann ist aber auch klar:

Notnagellösungen für Notnägel gibt es nicht!

Ich sage es frei heraus.

Bei Wigwam 1994

haben wir all‘ diese Probleme nicht, da nur solche Eltern Zugang zum Angebot der KTP innerhalb unserer Reihen haben, die Beratung genossen und für sich und ihr Kind ein JA zur KTP entwickelt haben. 

Wer Sicherheit wünscht, muss selbst welche bieten

– so einfach ist das.

Auf diese Art und Weise sind wir in der Lage langfristige Planungen vorzunehmen, die unterm Strich allen zugutekommen.

Wir sind auf das engste vernetzt, über- oder unterfordern die Tagesmütter & väter nicht, vertreten uns in Urlaubszeiten der Tagesmütter ebenso, wie in Krankheitszeiten, die wir ohnehin so gut wie nicht zu beklagen haben, weil auch diese Zeiten naturgemäß dann abnehmen,

wenn Menschen glücklich in ihrem Beruf sind.

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen & Lesern ein erholsames Wochenende.

liebe Grüße

Susanne Rowley

Wigwam 1994
Anerkannte Bildungseinrichtung
55583 Bad Kreuznach
06708 . 660636 . Mo – Do
info_at_wigwam.de

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