Saturday, 21. March 2020

Autor: Susanne Rowley

Coronavirus SARS-CoV-2 und die Kindertagespflege.

Kanonenfutter an der Betreuungsfront.

Liebe Wigwam Freunde,

Sie hören und sehen aktuell in sozialen Netzwerken wenig von mir und Wigwam.

Die Gründe dafür habe ich in meinem Blog Beitrag vom 2. November 2019, der in diesem Blog nachzulesen ist, angerissen. Es ist aber nicht nur das. Ich zweifle seit geraumer Zeit aus vielschichtigen Gründen am Mehrwert dieser Netzwerke für unsere Gesellschaft und am Sinn des Wörtchens „Sozial“. Vielen Menschen, und so auch mir, geht es nicht wirklich gut beim Bewegen in diesen Echo Kammern. Und mir behagt es lange schon nicht mehr, dass amerikanischen Großfirmen, die Macht gegeben wurde, die sie heute inne haben. Ganz zu schweigen von Hass und Hetze, die sich im Schutze der Anonymität austeilen lassen.

In digitalen Zeiten bedienen wir uns Werkzeugen, deren Handhabung wir lange noch nicht im Griff haben. 

Im Umgang damit und meiner zukünftigen Beteiligung daran prozessiere ich.

Warum ich mich heute dennoch zu Wort melde.

Zu Zeiten von Corona keimt Solidarität in der Gesellschaft auf. Hilfsangebote finden Verbreitung durch diese Netzwerke. Diese positive Kehrseite zu sehen, versöhnt.

Selbstverständlich habe ich im Hintergrund verfolgt, wie in Zeiten von Corona mit der Kindertagespflege umgegangen wird.  

Wenn es noch eine Steigerungsmöglichkeit in Sachen mangelnder Wertschätzung gegenüber der Kindertagespflege in Rheinland-Pfalz geben konnte, dann ist der Gipfel jetzt erklommen.

Es gibt viele Formen der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Eine der aussagekräftigsten ist:

Einfach ignorieren.

Keine Botschaft ist auch eine Botschaft. Wer keine Erwähnung findet, ist quasi gar nicht da.  

So erlebt in ausnahmslos allen Pressekonferenzen, die das Land Rheinland-Pfalz in Sachen Kinderbetreuung und Corona abgehalten hat.

Das Wort „Kindertagespflege“ kam an keiner Stelle und zu keinem Zeitpunkt vor.  

Minute um Minute klebte ich mit der Nase am Bildschirm 

und wartete darauf, dass das Rheinland-Pfälzische Unwort „Kindertagespflege“ unserer Bildungsministerin Frau Dr. Hubig über die Lippen kommen würde. Ich wartete vergebens.

Soweit es mir zeitlich möglich war, schaute ich mir sodann die öffentlichen Verlautbarungen anderer Bundesländer an. Folgerichtig fanden dort alle tragenden Säulen der Kinderbetreuung von Schule, Kita über Hort bis hin zur Kindertagespflege ihren Raum. Was auch immer verkündet wurde, Kindertagespflege war dabei.

Warum ist mir dieser Umstand diese Zeilen wert?

Maximal zur Schau gestellte Geringschätzung der Kindertagespflege in Rheinland-Pfalz kannten wir schon. 

Ich schreibe diese Zeilen, weil Bund und Land in diesen schweren Zeiten,

tagein tagaus unser ALLER SOLIDARITÄT einfordern. Im gleichen Atemzug wird jedoch einem kompletten Berufsstand selbige absichtlich verwehrt.

Und nicht nur das.

Dieser Widerspruch an sich ist schon unerträglich. 

Der Leiter des Landesjugendamtes unternimmt zusätzlich den peinlichen Versuch, diesen Widerspruch zu rechtfertigen. Ich empfehle, das Interview nicht nur zu lesen, sondern sich das Video auch anzusehen, anzuhören. 

SWR Interview 

Kindertagespflege hält er für unverzichtbar in diesen Zeiten!  

Aus meiner Sicht ist etwas Unverzichtbares aufgrund seiner Unverzichtbarkeit zu schützen.

Schutz für die Kindertagespflege? Weit gefehlt.

Er konstatiert nicht nur: Alles kann. Nichts muss. Wir zwingen ja niemanden.  

Er hat damit allen auch nur annähernd juristisch Kundigen mitgeteilt, dass die jetzt so dringend gebrauchte Säule an der Betreuungsfront als Dank dafür durch alle nur denkbaren Auffangnetze des Infektionsschutzgesetzes fallen gelassen wird, die man sich im Einzelfall nur vorstellen kann. Abzuschwächen versucht er diesen Fopas mit einem seichten Appell an Kommunen, die Betreuungssoldaten an der Front dennoch nicht allein zu lassen.

Will sagen: Tagesmütter und -väter, die in Corona Zeiten die Betreuungshosen begründet voll haben, nicht weiter betreuen können oder wollen, sehen sich dem Prüfstand der Unzumutbarkeit ja oder nein oder eben einer juristisch zu bewertenden Absage "ohne ersichtlichen Grund", und das in Zeiten einer Pandemie, gegenüber.

Dem Spiel der freien Kräfte bleibt eine Tagespflegeperson auch im Hinblick auf das individuelle Agieren oder Agieren müssen auf Elternseite ausgeliefert. Bringen diese das Kind nicht, hilft nur ein Blick in den Betreuungsvertrag und ggf. ein Entlanghangeln an satzungsgemäßen Fortzahlungslösungen, sofern solche erlassen wurden. Und gäbe es von Fall zu Fall ein behördliches Betretungsverbot für Eltern und Kinder, heißt es an der Betreuungsfront auch nur:

Danke, Sie dürfen gehen.  

Wer die Wigwam Blog Beiträge über all die Jahre verfolgt hat, kennt uns als durchgehende Verfechter einer echten Selbständigkeit der Kindertagespflege und der damit natürlich einhergehenden Eigenverantwortung dieses freien Berufsstandes. 

Aber in Zeiten einer Pandemie, in der sich ohnehin einmal mehr deutlich heraus kristallisieren wird, auf welchen Säulen diese Gesellschaft wirklich ruht, sollten familienpolitisch Mitverantwortliche nicht öffentlich verlautbaren, dass sie sich auf unverzichtbaren Säulen gerade trefflich AUSRUHEN!  

Bezogen auf Wigwam und unsere Kindertagespflege Helden, die weiterhin aus freien Stücken geschlossen an der Betreuungsfront stehen, möchte ich eine deutliche Anmerkung fallen lassen: 

Unsere Kindertagespflege Helden betreuen aktuell genau die Kinder von jenen Forschern, die am Entwickeln eines Impfstoffes gegen Coronavirus SARS-CoV-2 beteiligt sind. Und Sie sorgen aktuell ebenso dafür, dass Ärztinnen und Ärzte Erkrankten helfen können. 

Dafür und für noch vielmehr liebe Landesregierung haben alle betreuende Frauen und Männer die größtmögliche Anerkennung verdient!

Es grüßt

Susanne Rowley

Wigwam 1994
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