Thursday, 10. March 2016

Autor: Susanne Rowley

Bewegte Kindheit / Plädoyer für Beziehung in Sachen Bildung

Liebe Kindertagespflege - hier liegt Dein Gestern, Dein Heute und Dein Morgen!


Unser Bildungssystem ein Konstrukt von Nichtkommunikation und Nichtkooperation

Ein Plädoyer für echte Beziehung in Sachen Bildung

Mein Kommentar zum Interview mit Prof. Dr. Wassilios Fthenakis auf dem Kongress "Bewegte Kindheit". 

Zurück in die Zukunft?  war mein erster Gedanke, als ich diesen wundervollen Artikel las!

https://www.erzieherin.de/%E2%80%9Edas-bildungssystem-muss-von-unten-nach-oben-entwickelt-werden%E2%80%9C-interview-mit-prof.-dr.-mult.-wassilios-fthenakis-im-rahmen-des-kongresses-bewegte-kindheit.html

Ich staune insgeheim immer wieder, wie völlig natürliche Vorgänge, die wir alle nur einfach vergessen haben, zu bahnbrechenden neuen Erkenntnissen werden. Aber gut, trotzdem bin ich sehr dankbar, wenn ich solche Artikel finde, denn es sind die richtig klugen Köpfe, denen wir in unserer westlichen Gesellschaft nun mal mehr vertrauen, als der eigenen Intuition. Wer nicht mit dem Finger auf eine schwer-wiegende Studie zeigen kann, bewegt in diesem Lande leider nichts.

Dieser Mann, Prof. Dr. Wassilios Fthenakis bewegt etwas.

Es geht um ein Interview,

das Prof. Fthenakis im Rahmen des Kongresses Bewegte Kindheit gegeben hat. Er dröselt hier in diesem Interview, aber auch zu vielen anderen Gelegenheiten nicht nur den geschichtlich fehl gestalteten Aufbau unseres Bildungssystems auf – nämlich von oben nach unten - sondern er fordert grundlegende strukturelle Reformen im Bildungssystem und begründet auch sehr deutlich, warum dies unerlässlich ist! Am bestehenden System kritisiert er nicht nur, dass es Ungerechtigkeiten hervorbringt und wertvolle Bildungsinhalte beim Übergang in fortführende Bildungsstufen verloren gehen, sondern er hält die Grundpfeiler, auf denen die Vermittlung von Bildung basiert für völlig überholt und lebensfern. Bildung basiere aktuell - auch beim vollzogenen Ausbau für die unter 3-Jährigen - auf Nichtkommunikation und Nichtkooperation und lege den Schwerpunkt auf die reine Wissensvermittlung statt auf die Stärkung kindlicher Kompetenzen. Bildung sieht er als einen Prozess, der in einen sozialen und kulturellen Kontext eingebunden sein muss und von allen Beteiligten ko-konstruiert werden muss.

Was Prof. Fthenakis unter Ko-Konstruktion versteht,

ist besonders interessant! Auf den Punkt gebracht meint er damit die Interaktion aller Beteiligten – der Fachkraft – der Eltern – der Kinder. In echter Beziehung zueinander werde nicht nur Wissen generiert, sondern Sinn gestiftet. Es handelt sich also um einen pädagogischen Ansatz, der keine passiven Beteiligten vorsieht, sondern eine gemeinsame Gestaltung im Blick hat, was selbstverständlich zu einer "Beziehung" der Fachkraft zum Kind führt. Dem Interview ist ebenfalls zu entnehmen, dass Bildungsorte bislang wie separate Welten behandelt wurden, in denen keine Elternpartnerschaft zu finden war, sondern Bildungspläne maximal eine Art von Elternarbeit vorsahen, was sich als wenig effizient und kaum befriedigend erwies. Es dominiert die Institution die wenig Mitwirkung von Familien zulässt. Die Beziehung zwischen Lernort und Familie dürfe nicht länger asymmetrisch organisiert sein. Mit echter Bildungspartnerschaft werden die Ressourcen aller Bildungsorte in den Dienst der kindlichen Entwicklung gestellt.

BRAVO.

Und damit wird so richtig deutlich:

Die Bildungsinstitution kann ein Beitrag sein, legitimiert aber keinen Machtanspruch und hat auch keine privilegierte Stellung einzunehmen. Prof. Fthenakis geht sogar so weit den familiären Alltag als den für das Kind wichtigsten Bildungsort zu benennen!

Er plädiert also dafür, außerinstitutionelle Ressourcen zu stärken, was er als „familienergänzend“ näher beschreibt.

In vielen meiner Blogbeiträge

kritisiere ich seit langem die Institutionalisierung der gesamten Kindheit, und damit meine ich niemals nur die Institution, sondern dieser Irrweg wird bereits dann beschritten, wenn man in Deutschland von Fremdbetreuung spricht, und setzt sich fort in der Vorstellung man könne Kindheit in Teilbereiche zerpflücken. Leben baut auf dem täglich Erlebten mit allen Bezugspersonen, die wir haben auf. Der Kern ist die Familie, egal in welcher Form sie gelebt wird.

Bildung darf nicht länger separiert von Beziehungen gesehen werden, sondern hat sich als Baustein einzufügen.

Und zu guter Letzt sei gesagt, dass es bereits Versuche in England gibt, Bildung neu zu strukturieren, und Herr Prof. Fthenakis schildert dazu, dass die erfolgreichen unter ihnen solche waren, die eine enge Kooperation mit den Familien ihrer Kinder pflegten.

Also liebe Kindertagespflege – hier ist Deine Zukunft!

herzliche Grüße

Susanne Rowley

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